da sich verhaute. 463 Titus gab mit einem seinen Lächeln zur Antwort: „Das Schlachtfeld steht jedem offen“, worauf Antiochus, wie er war, mit seinen Macedoniern gegen die Mauer stürmte. 464 Während nun der Prinz für seine Person dank seiner Stärke und seiner Kriegserfahrung den Geschossen der Juden keine Blöße gab und ihnen selbst mit seinem Bogen zusetzte, holten sich dagegen die Jünglinge in seiner Begleitung alle, mit wenigen Ausnahmen, nur blutige Köpfe, zumal sie, aus Rücksicht auf ihr früheres Wort auch noch mit zähem Eifer im Kampfe aushalten wollten. 465 Endlich mussten sie sich mit vielen Verwundeten zurückziehen und nahmen dabei wenigstens die Ueberzeugung mit, dass selbst wirkliche Macedonier, wenn sie schon siegen sollten, nothwendig auch ein Alexanderglück haben müssen.
466 (4.) Die Römer brachten ihre am zwölften des Monates Artemisius eröffneten Dammarbeiten mit harter Noth erst am 29. desselben Monates, also nach einer siebzehntägigen ununterbrochenen Anstrengung, zustande. 467 Es waren aber auch vier außergewöhnlich große Dämme, die zu machen waren, und zwar wurde von den ersten zwei, die gegen die Antonia gerichtet waren, einer durch die fünfte Legion in der Mitte des sogenannten Struthionteiches angelegt, der zweite durch die zwölfte Legion in einem Abstand von etwa zwanzig Ellen. 468 Weit entfernt von beiden genannten Legionen, an der Nordseite der Stadt, wo der sogenannte Mandelteich liegt, war der zehnten Legion ihre Arbeit angewiesen, während die fünfzehnte Legion in einer Entfernung von dreißig Ellen beim Hohenpriesterdenkmal mit ihrem Damme eingesetzt hatte. 469 Schon standen die Römer im Begriffe, die Sturmmaschinen auf den Dämmen heranzuschieben, als Johannes, der unterdessen von innen heraus die ganze Strecke von der Antonia bis zum Ende der Wälle unterminiert, die Minengänge mit Stützbalken versetzt und auf diese Weise die Werke der Römer förmlich in die Luft gestellt hatte, mit Pech und Asphalt bestrichenes Holz in die Gänge bringen und Feuer daranlegen ließ. 470 Sowie nun die Stützbalken drunten verkohlt waren, gab der Minengang in seiner ganzen Ausdehnung nach und unter furchtbarem Dröhnen stürzten die Dämme in den Stollen hinein. 471 Eine Staubwolke, gemischt mit dichtem Rauchqualm, war das erste, was aus der Tiefe hervorquoll, da die zusammenbrechenden Dämme das Feuer beinahe erstickt hätten. Als aber die Glut das nachdrückende Holzwerk der Dämme durchfressen hatte, da brachen die hellen Flammen hervor. 472 Das alles geschah so plötzlich, dass die Römer zunächst eines Gedankens überhaupt nicht fähig waren. Dann aber, als sie die Hand des Feindes dahinter merkten, versanken sie in gänzliche Muthlosigkeit, und je sicherer sie
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/425&oldid=- (Version vom 1.8.2018)