Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/434

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und sank gleich ohnmächtig zu Boden. Seinem Sturz folgte sofort auch ein Ausfall der Juden, die ihn unfehlbar in die Stadt hineingeschleift haben würden, wenn nicht der Cäsar schleunigst die nöthigen Leute zu seiner Deckung hingeschickt hätte. 542 Während sich nun diese den Juden entgegenwerfen, trägt man den Josephus, der vom ganzen Vorfall nur mehr ein dumpfes Getöse vernimmt, vom Platze. Die Rebellen aber sandten ihm, in der Ueberzeugung, dass sie dem Mann, auf den sie es am allermeisten abgesehen hatten, endlich einmal den Garaus gemacht hätten, ein Freudengeheul nach. 543 Dieselbe Kunde durchlief auch die Stadt und rief unter der noch übrig gebliebenen Bürgerschaft große Muthlosigkeit hervor, weil man ja den Tod eines Mannes für sicher hielt, auf den bis jetzt noch alle Ueberläufer ihre Hoffnung gesetzt hatten. 544 Als die Mutter des Josephus im Gefängnis die Nachricht von seinem Tode vernahm, sprach sie zu den Wächtern: „Das habe ich schon seit dem Falle von Jotapata gewusst; denn wenn er auch das leibliche Leben noch haben würde, so hätte ich doch daran kein Interesse mehr“. 545 Sobald sie aber mit ihren Dienerinnen allein war, schüttete sie vor ihnen ihren Jammer mit der Klage aus: „Das also ist das Ende meines Muttersegens, dass ich nicht einmal den Sohn begraben darf, von dem ich selbst begraben zu werden wünschte!“ 546 Aber freilich sollte diese unbegründete Nachricht nicht lange ihr Mutterherz martern und auch nicht lange den Banditen Vergnügen bereiten. Rasch hatte sich nämlich Josephus von seiner Wunde erholt und zeigte sich bald darauf wieder den Juden mit der lauten Drohung, sie würden ihm über Kurzem für die Verletzung büßen müssen. An das Volk aber richtete er aufs neue seine Aufforderungen, 547 sich auf Gnade zu ergeben, und bei seinem Anblick schöpfte auch das Volk wieder Muth, während die Aufrührer von Schrecken befallen wurden.

548 (4.) Manche Ueberläufer sprangen jetzt, da sie sich nicht anders helfen konnten, von der Stadtmauer herab. Andere gaben sich den Schein, als ob sie mit Wurfsteinen durch die Thore hinaus den Römern zu Leibe rücken wollten, und flohen dann ins römische Lager. Doch verfolgte sie dort ein Missgeschick, das an Härte noch das Elend der Zurückgebliebenen übertraf, indem gerade die Sättigung, die ihnen bei den Römern zutheil ward, eine noch furchtbarere Zerstörungskraft an ihnen offenbarte, als sie der drinnen herrschende Hunger besaß. 549 Sie kamen nämlich infolge der ausgestandenen Noth ganz aufgelaufen und wie wassersüchtig ins Lager. Wenn sie dann nun ihren ausgemergelten Leib auf einmal mit Speisen anschoppten, barsten ihre Eingeweide, während andere, die gewitzigter waren, ihre Hungergier regelten und ihrem Magen, der vor lauter Entbehrung nichts

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/434&oldid=- (Version vom 1.8.2018)