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Nachbarschaft der Araber, indem Machärus einen sehr wichtigen Punkt beherrscht und so recht ein Lug ins Land Arabien hin ist. 173 Herodes legte also dort in einem weiten Umfang feste Mauern und Thürme an und gründete eine Stadt, von der ein weiterer Aufstieg auf den eigentlichen Berggipfel hinaufführte. 174 Aber nicht bloß die Stadt, sondern auch die Spitze oben gürtete Herodes mit einer Ringmauer, an deren Ecken er durchgehends 60 Ellen hohe Thürme aufführen ließ. 175 Im Mittelpunkte dieses befestigten Kreises baute er sodann einen prächtigen königlichen Palast mit weiten und herrlichen Wohnräumen. 176 Auch ließ er viele Cisternen zur Aufnahme und reichlichsten Verwendung des Regenwassers an den geeignetsten Punkten herstellen: mit einem Worte, er wetteiferte, sozusagen, mit der Natur selbst, um die Festigkeit der Lage durch die Befestigungen von Menschenhänden noch in den Schatten zu stellen. 177 Er versah dann weiters die Veste mit einer Masse von Handgeschossen und schweren Geschützen und sorgte für eine so allseitige Ausrüstung, dass die Vertheidiger sogar mit einer gewissen Geringschätzung auch der längsten Belagerung entgegensehen konnten.

178 (3.) Im Garten des Königspalastes stand auch eine Raute, die eine staunenswerte Größe erreicht hatte; denn ihre Höhe und Dicke blieb hinter keinem Feigenbaum zurück, 179 und es gieng die Sage, dass sie sich noch aus der Zeit des Herodes erhalten habe. Sie wäre wohl noch die längste Zeit stehen geblieben, wenn sie nicht bei der Occupation von Machärus durch die Juden selbst ausgehauen worden wäre. 180 Es existiert ferner in dem Thale, das sich auf der Nordseite um die Stadt herumzieht, ein besonderer Platz mit dem Namen Baaras, auf dem eine Wurzel gleichen Namens wächst. 181 Dieselbe hat eine feuerrothe Farbe und strahlt jeden Abend einen Lichtglanz aus; will aber jemand sich ihr nahen, um sie auszureißen, so lässt sie sich durchaus nicht leicht fassen, sondern entzieht sich den Händen und kann nicht früher gebannt werden, bis man nicht Menstruationsblut oder Urin daraufschüttet. 182 Aber selbst in diesem Falle ist dann noch die Berührung der Wurzel gleichbedeutend mit dem augenblicklichen Tode, wenn man sie nicht gerade so in der Hand trägt, dass sie nach unten hängt. 183 Doch kann man sich ihrer auch ohne jede Gefahr und zwar auf folgende Art bemächtigen. Man gräbt sie ringsum so vollständig ab, dass nur mehr ein ganz kleines Stück der Wurzel von der Erde bedeckt wird. 184 Dann bindet man einen Hund daran, und wie nun derselbe dem Menschen, der ihn angebunden, wieder folgen will, zieht er natürlich die Wurzel mit aller Leichtigkeit aus dem Boden, um aber augenblicklich, gleichsam zur Sühne für den, der eigentlich die Pflanze wegnehmen will, den Tod zu erleiden. Jetzt kann man dann ohne Bedenken

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 511. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/511&oldid=- (Version vom 1.8.2018)