Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/529

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nur aus Sehnsucht nach dem unsterblichen Leben einfach ihrer Umgebung den Entschluss eröffnen, dass sie jetzt aus der Welt scheiden wollen. Anstatt dass sie nun jemand davon zurückhalten würde, beglückwünscht sie alles, und ein jeder gibt ihnen Botschaften an seine verstorbenen Verwandten mit, 354 ein Beweis, für wie sicher und fest beglaubigt sie das Weiterleben und die Gemeinschaft der abgestorbenen Seelen untereinander halten. 355 Haben sie nun die ihnen gegebenen Aufträge vernommen, so überliefern sie ihren Leib dem Feuerelemente, um auf solche Art die Seele auch so rein als möglich aus dem Leibe herauszubekommen. Ihre Vollendung vollzieht sich unter den Hymnengesängen ihrer Theuren, 356 denen das Herz bei diesem Todesgeleite nicht einmal so schwer wird, als anderen Menschen, wenn sie einem Mitbürger nur auf eine etwas weitere Reise das Geleite geben. Sie weinen nur über sich selbst und preisen das Glück der Todten, die bereits unter den Unsterblichen ihren Platz bekommen haben. 357 Und nun sollten wir, Juden, uns nicht schämen, dass wir mit unserer Denkungsart noch unter den Indiern stehen und durch unsere Feigheit die Gesetze unserer Väter, deren Glanz doch allen Völkern in die Augen sticht, so schmählich entehren? 358 Doch gesetzt auch, wir hätten von Anbeginn gerade die entgegengesetzten Grundsätze eingesogen, dass nämlich das größte Gut für die Menschen das Leben, der Tod aber ein Unglück sei, so müsste uns wenigstens der gegenwärtige Augenblick zur herzhaften Ertragung desselben bewegen, da wir jetzt nach dem Rathschluss Gottes und dem Gebot der Nothwendigkeit zu sterben haben. 359 Denn allem Anschein nach hat ja Gott selbst schon längst über die ganze große jüdische Nation dieses Todeslos geworfen, so dass wir es naturgemäß mit Gott zu thun haben, wenn wir von einer Scheidung aus diesem Leben nichts hören wollen. 360 Denn nicht euch selbst dürft ihr die letzte Schuld geben noch in der Größe Roms den Grund dafür suchen, dass der Kampf gegen die Römer uns vollständig aufgerieben hat. Fürwahr nicht die Kraft des römischen Armes hat diese Wendung herbeigeführt, sondern eine höhere Gewalt hat eingegriffen, um den Römern nur den äußeren Glanz des Sieges zu überlassen. 361 Waren es denn etwa die Waffen der Römer, denen die jüdischen Bewohner von Cäsarea erlegen sind? 362 Obschon die letzteren gar keinen Abfall von Rom im Sinne hatten, wurden sie doch, gerade unter der Sabbathsfeier, ohne auch nur eine Hand zur Abwehr zu erheben, mit Frauen und Kindern von der Volksmenge im Auflaufe niedergemetzelt und zwar unter Missachtung der römischen Autorität, die nur jene Juden als Feinde betrachtete, welche, wie z. B. wir, thatsächlich die Fahne des Aufruhres erhoben hatten. 363 Allerdings könnte jemand in diesem Falle bemerken,

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 529. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/529&oldid=- (Version vom 1.8.2018)