Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 003.png

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umgebene Herrenhaus, das meine Eltern bewohnten, grenzt an das wohlhabige zu demselben gehörende Dorf gleichen Namens.

Ein Fichtenwald, dort zu Lande eine Haide genannt, so schön als einer dieser Art es nur sein kann, zieht zwischen dem Dorfe und der sehr nahen Ostsee sich hin. Nur das melodische Geläute der unter den hohen Bäumen die duftenden würzigen Waldkräuter abweidenden Kühe unterbricht das ernste Schweigen dieser immer grünen Waldeinsamkeit.

Die Ostsee spendet hier nicht kärglich ihr kostbarstes Erzeugniß, den Bernstein; bei günstigem Winde spülen ihre Wellen, meistens in kleinen, zuweilen aber auch in bedeutend größeren Stücken ihn an den Strand. Auch Fische giebt es im Ueberfluß, Dorsche, Steinbütte, große Lachse und Störe. Ungefähr eine Meile hinter Stutthof wird aus dem Rogen der letztern schon Kaviar gemacht, er ist aber kleinkörnig, und steht dem russischen bei weiten nach.

Im Kontrast mit dieser großartigen Scenerie umfriedet der Weichselstrom auf der andern Seite ein lachendes fruchtbares Gelände; Gärten, Wiesen, Felder, Laubgebüsch, belebt durch große einzelne Bauerhöfe, durch wohlgebaute reiche Dörfer, wie man nicht überall in Deutschland sie antrifft, bewohnt

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_003.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)