Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 006.png

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weitem nicht so einsam als man bei dem gänzlichen Mangel an dem, was man auf dem Lande angenehme Nachbarschaft zu nennen pflegt, es hätte erwarten sollen; am Umgang mit Menschen fehlte es keineswegs, wohl aber an sogenannter Societät, diesem oft langweiligsten Dinge auf Erden.

Im Sommer wie im Winter fand ununterbrochen ein Kommen und Gehen, Fahren und Reiten der Bewohner der benachbarten Dörfer Statt, die meinem Vater irgend ein Anliegen oder ein Geschäft vorzutragen hatten. Die vielen Knechte und Mägde, welche die sehr ausgedehnte Landwirthschaft erforderte, der im Dienste meines Vaters stehende Brauermeister, der Bäcker, der Branntweinbrenner mit ihren Gehülfen, die in dazu bestimmten Nebengebäuden diese Geschäfte betrieben, über welche eine Art von Monopol nicht zu den unbedeutendsten Vorrechten meines Vaters gehörte, alle diese an Rang und Ansprüchen unter sich so verschiedene und in ihrer Art eben so streng, wie ihres Gleichen in Städten, auf diesen Unterschied haltenden Leute verbreiteten eine Art Lebendigkeit um sich her, die viel dazu beitrug, unser Familienleben vor einschläfernder Monotonie zu bewahren.

Ich trug aus diesen mir ganz neuen Umgebungen

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_006.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)