Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 012.png

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Kaiser und seine Gemahlin durchzogen das Haus, um ein Schlafzimmer sich zu wählen, und ihre Wahl fiel auf ein zu meiner Zeit noch existirendes nicht großes Zimmer, in welchem aber weder Ofen noch Kamin sich befand; nun aber galt es, bei strenger Kälte, zur Winterszeit dieses Zimmer zu erwärmen. Guter Rath war hier theuer; aber der alte Herr Schopenhauer wußte ihn doch zu finden, und obendrein zu großer Zufriedenheit seiner hohen Gäste. Die weißen untapezirten Wände, der nach damaliger Art mit holländischen Fliesen ausgelegte Fußboden stellten der Ausführbarkeit desselben kein Hinderniß entgegen.

Mehrere Fässer voll Branntwein wurden herbeigeschafft, in das übrigens dicht verschlossene Zimmer ausgegossen und angezündet. Jauchzend vor Freude blickte der Czar in das zu seinen Füßen wogende Feuermeer, während alle ersinnlichen Anstalten getroffen wurden, um die weitere Verbreitung desselben zu verhindern. Sobald es ausgebrannt war, begab er in dem glühend heißen, mit Qualm und Dunst erfüllten kleinen Raum mit seiner Gemahlin sich zur Ruhe, Beide standen am folgenden Morgen ohne Migräne wieder auf, was in unsern nervenschwachen Tagen ihnen schwerlich Jemand nachthun würde,

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_012.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)