Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 024.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Despotismus sich hinneigte, hatte aus alter königlicher Gewohnheit mehrere derselben ohne Bedenken ausgefertigt und zu beliebigem Gebrauch dem ihn darum Ersuchenden in die Hände gegeben.

Jetzt war das Rächerschwert der strafenden Gerechtigkeit in die Hände des wüthenden, im Blutdurst und wilder Zerstörungssucht immer mehr sich entflammenden Volkes. Die Stelle der damals noch nicht erfundenen Guillotine vertrat einstweilen der berüchtigte Laternenpfahl, die Procedur dabei war noch kürzer; schauerliche Mordthaten fielen täglich vor, doch wir in der Ferne gedachten nur der Missethaten der Mächtigen und Großen, die das jetzt nicht mehr zu bändigende Volk bis zur Verzweiflung getrieben, und entschädigten, was wir nicht billigen konnten.

Lustig sangen wir ah ça ira, ça ira, ça ira! les aristocrates à la lanterne! und wären halb des Todes gewesen, hätten wir Einen von ihnen hinführen sehen müssen; absonderlich ich, die ich über meine gefiederten Unterthanen auf dem Hühnerhofe nie ohne bängliches Herzklopfen ein Todesurtheil aussprechen konnte.

Das aber ist die alles Schauerliche, alles Traurige mildernde Gewalt der Entfernung; über einen

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_024.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)