Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 027.png

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nie habe ich die drei Farben als Wahrzeichen derselben zur Schau getragen, und hätte um keinen Preis die rothe Jakobinermütze aufsetzen mögen, mit welcher durch Geist und Talent übrigens ausgezeichnete deutsche Frauen in Mainz öffentlich herumspazierten, und zur allgemeinen Aufregung des Volkes nach Kräften beitrugen. Des berühmten Forsters Gattin, späterhin die als Therese Huber rühmlichst bekannte Schriftstellerin, wurde unter diesen besonders genannt.

Alles männliche Thun war und blieb mir von jeher an Frauen verhaßt; wenn es Noth thut, im Herzen männlicher Muth, übrigens aber kein Versuch in Kleidung, Ansprüchen und Betragen uns den Männern zu nähern, schien allein mir geziemend und recht.

Bei aller innern Aufregung ging das Leben übrigens mit mir seinen gewohnten friedlichen Gang. In Stutthof, in Danzig, in meinem geliebten Oliva, verlebte ich im angenehmsten Wechsel gar freundliche Tage, nur wollte, besonders wenn ich meines schönen Besitzthums in Oliva mich recht innig erfreute, ohne alle weitere Veranlassung ein wehmüthiges Vorgefühl mich oft beschleichen, als ob das Alles mir nur gleichsam geborgt wäre, und ich vielleicht bald es verlieren müsse.

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_027.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)