Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 030.png

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dazu vorfand, waren poetische Inschriften angebracht, um die Spazierenden gleich zu belehren, was sie an dieser oder jener Stelle zu empfinden hätten, und da der Bischof in Folge der ihm eignen Gemüthlichkeit den Zutritt in seinen Garten gern erlaubte und sich freuete, ihn an Sonn- und Feiertagen recht belebt zu sehen, so wimmelte es an solchen Tagen von Besuchern, die sich eifrig bemüheten, die ihnen hier dargebotenen Sprüchlein zu studiren und die sie umgebende Pracht der Natur gänzlich vergaßen.

Aber noch ganz andere Raritäten drängten im Innern des aus dem Französischen ins sein sollende Englische gewaltsam übersetzten Gartens sich auf; fürchterliche chinesische und indische Götzenbilder grinzten aus Rosen- und Jelängerjelieber-Lauben die Vorübergehenden an. Grimmige Bären von Holz, ebenfalls naturgetreu angestrichen, kletterten an den Stämmen alter Bäume empor, Affen, Eichhörnchen, Papageien, Alles aus der nämlichen Fabrik, wiegten sich in den Zweigen, auch Löwe und Tigerthier waren vorhanden, als ob man beabsichtige, Raffs Naturgeschichte in kolossalem Maßstabe hier plastisch darzustellen; und doch war es unmöglich, bittern Spott sich hier zu erlauben. Eines unmerklich über die Lippen hingleitenden Lächelns konnte man sich freilich dabei nicht

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_030.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)