Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 072.png

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Städten, der Polizei unsern Paß vorzeigen mußten, mir groß und wohlgebaut vorkam.

Meine Reisegefährten waren von der Schönheit des Landes entzückt, sahen bald die Donau, bald prächtige Klöster am Ufer derselben, bald hohe Berge, ich konnte nichts sehen, ich fühlte nichts, als den stechenden Schmerz, der in meinen Schläfen wühlte. So sind alle, auch die reinsten Freuden des Lebens, nur durch die Art bedingt, wie das Blut in unsern Adern kreis’t.

In Mölk, wo wir Abends anlangten, um dort zu übernachten, legten sich meine Schmerzen. Die Gasthöfe hier, wie im ganzen Lande, sind höchstens nur erträglich zu nennen, aber immer noch besser und reinlicher als im südlichen Frankreich; die Küche ausgenommen, die in ganz Oestreich ein ewiges fades Einerlei ist.

Am folgenden Tage erreichten wir endlich Wien, das Ziel unsrer Wünsche. Es war als hätte selbst der Himmel sich mit der Polizei verbunden, um uns den Eingang in die Kaiserstadt zu verwehren, denn auf der vorletzten Station vor derselben überfiel uns das fürchterlichste Hagelwetter, das ich jemals erlebt habe. Die Schlossen fielen so groß und mit solcher Gewalt, daß die Pferde abgespannt und unter einen

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_072.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)