Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 123.png

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ohne die Bretter, mit welchen der Förster den Boden hat belegen lassen, würde es schwer werden, das Ende dieses höhlenartigen Thales zu erreichen. Schauerlich kalt, feuchte Kellerluft wehte uns entgegen, als wir den Eingang betraten, der so eng ist, daß nicht zwei Personen neben einander gehen können. Düstre nachtähnliche Dämmerung umfing uns, obgleich draußen die Mittagssonne hell und klar am blauen Himmel stand, denn die Steine, die in dichtgedrängten Reihen diesen Platz von beiden Seiten umgeben, breiten sich oben so weit aus, daß nur wenige Lichtstrahlen durch Ritzen und spaltenartige Oeffnungen sich hindurchdrängen können, und doch grünt und blüht hier Gras und Blumen, und Tannenbäume haben selbst in diese Steinwelt sich hineingedrängt, wo nur irgend ein Plätzchen für sie frei war. Sie grünen selbst oben auf den höchsten Steinen, so daß man oft nicht weiß, ob man in einer Laube, in den Säulenhallen verfallner Tempel, oder in einer dunkeln Höhle wandelt.

Wir gingen ziemlich lange, immer auf dem, von Brettern gebildeten Fußsteige Berg auf Berg ab, immer von den, oft in die groteskesten Formen übergehenden Felsengebilden umgeben. Endlich kamen wir an einen ziemlich freien, grünen Platz, ein Quell

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_123.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)