Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 234.png

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gerathen, und mit ihm wahrscheinlich die ganze Stadt. Aber kein Lüftchen regte sich, das Feuer brannte still fort bis an ein Eckhaus, dann sank es von selbst zusammen. Es hat bis an den folgenden Mittag gebrannt, und doch sind nur fünf Häuser zu Grunde gerichtet. Alles war von dem Feuer erleuchtet; ich sah die helle Flamme und mußte doch schlafen. Eine ähnliche Müdigkeit habe ich nie gefühlt. Die Nacht ging uns ziemlich ruhig hin. Es wurde verschiedentlich gepocht; da man aber nicht aufmachte und kein Licht zu sehen war, so ging man wieder. In der Stadt war entsetzliches Elend und in den Vorstädten. Die Esplanade liegt zwar nahe, aber doch nicht im Mittelpunkte der Stadt; dies und Sophiens und Conta’s Gegenwart des Geistes haben uns gerettet. Die Stadt ist förmlich der Plünderung preisgegeben; die Officiere und die Cavallerie blieben frei von den Gräueln, und thaten, was sie konnten, um zu schützen und zu helfen. Aber was konnten sie gegen 50,000 wüthende Menschen, die diese Nacht hier frei schalten und walten durften, da die ersten Anführer es, wenigstens negativ, erlaubten! Viele Häuser sind rein ausgeplündert; zuerst natürlich alle Laden; Wäsche, Silberzeug, Geld ward fortgebracht, die Möbeln,

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_234.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)