Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 243.png

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In der Hitze des Gesprächs zog ich meine goldene Dose heraus, er sah sie bedeutend an. »Si vous la demandez, il faut que je vous la donne,« sagte ich. Das erschütterte den großen schnurrbärtigen Menschen fast bis zu Thränen; aber um eine Prise aus der schönen Dose bat er mich. Nun rieth er mir, bei einem General um eine Sauvegarde anzuhalten, und sagte mir dabei, die Plünderung hätte nun ein Ende, die Infanterie, die einzige, die sich deren schuldig gemacht hätte, müßte nun fort; einen der Plünderer hätte eben ein Officier vor seinen Augen auf der Straße zusammengehauen, zwei würden eben im Lager füsilirt. Niemand von uns konnte zum General gehen; Conta mußte im Hause bleiben, also faßte ich meinen Husaren unter den Arm, Adelen an der Hand, und so hin aufs Schloß zum Prinzen Murat. Welch ein Gang! überall die Spuren der gestrigen Nacht; Todte, Verwundete auf der Straße; gefangene Preußen im Park vor dem Schloßplatze, wo sie noch vorgestern stolzirten; wilde, blutige Menschen, die ich nicht Soldaten nennen kann, in weißen, zerrissenen Kitteln; Mord und Tod im Gesicht, die alle Augenblicke meinen Husaren als Camarade anredeten, dazwischen die Musik, Pferde, Reiter; ein unendliches Gewühl! Beim

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_243.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)