Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 265.png

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Sammet gefütterter Mantel halb bedeckt. Im Knopfloch ist das Band der Ehrenlegion sichtbar, der Mantel sinkt von beiden Schultern ein wenig zurück und ist vorn über einander geschlagen, das Unterfutter fällt breit über, besonders an der linken uns zugewandten Seite, und macht einen prächtigen Effekt. Sehr geschickt hat der Künstler die drei brennenden und doch unter sich verschiedenen Farben der rothen Bänder und des Sammets so zu stimmen gewußt, daß sie einander nicht Schaden thun, so wenig als die Orden der hohen Würde und Einfachheit des Ganzen. Der Grund ist bläuliche, ins Röthliche spielende Abenddämmerung; um doch auch etwas zu tadeln, muß ich bemerken, daß ich ihn gern einen Ton wärmer sehen möchte. Das Ganze ist ein in aller Hinsicht erfreuliches Bild, und werth der Nachwelt zu zeigen, in welcher Gestalt dieser Genius unter uns wandelte.

Jetzt zu Schiller. Der Künstler sah ihn nur einmal im Leben, vor langer Zeit. Außer einer schönen Marmorbüste von Dannecker[WS 1] giebt es kein ganz ähnliches Bild von Schiller. Die meisten sind zu krank und zeigen ihn unter dem Drucke körperlicher Leiden, die dieser hohe Geist weit edler zu tragen wußte als es dargestellt wird; übrigens theilt er auch

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Johann Heinrich Dannecker (* 15. Oktober 1758; † 8. Dezember 1841)
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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_265.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)