Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 282.png

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er Gefahren und Schwierigkeiten zu überwinden, so darf man ihm den wohlverdienten Beifall nicht versagen.

Ist doch schon jedes ernste Streben seiner Krone werth. Nur die eigentlichen Nachtreter, dünkt mich, sollte man nicht aufkommen lassen; doch die verlieren sich ohnehin sehr bald.

Friedrichs Arbeiten unterscheiden sich besonders durch die Wahl der Gegenstände auffallend von denen aller anderen Landschaftsmaler. Die Luft, die er aber meisterhaft zu behandeln weiß, nimmt bei den meisten seiner Gemälde weit über die Hälfte des Raumes ein, und oft fehlen die Mittel und Hintergründe ganz, weil er Gegenstände wählt, bei denen keine darzustellen sind. Er malt gern unabsehbare Flächen. Der Natur getreu bis in den kleinsten Zügen, hat er es auch im Technischen der Kunst zu einem hohen Grade von Vollkommenheit gebracht, sowohl in seinen Oelgemälden als in seinen Sepia-Zeichnungen. Seine Landschaften haben einen schwermüthigen, geheimnißvollen religiösen Sinn; sie ergreifen das Gemüth mehr als das Auge. Seine Werkstatt ist in diesem Augenblicke nicht reich der Zahl nach; er besitzt nur zwei große Oelgemälde, ein Seestück und eine Winterlandschaft.

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_282.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)