Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 302.png

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Auge rings umher mehrere Meilen weit die umliegende Gegend überschaut. Unzählige Berge, gekrönt von schattenden Wäldern, durchschnitten von grünenden Thälern, begrenzt vom blau dämmernden Erzgebirge, breiten sich dort in stiller Pracht vor dem entzückten Blicke aus.

Ein näherer Weg, wo Stufen das Hinabsteigen erleichtern, führt in kurzer Zeit zur Stadt, doch kann man auch den mannichfaltigsten Wendungen des Weges folgen, der auf der andern Seite fast bis zum Posthofe führt; überall ist es wie ein Garten Gottes.

Eine ähnliche Aussicht, wie der Hirschsprung, gewährt der hohe Berg dicht vor der Stadt, der von den drei Kreuzen, die seinen Gipfel schmücken, den Namen führt. Aber der Weg hinauf ist beschwerlich, man ersteigt ihn ein Mal, zum Hirschsprunge kehrt Jeder immer gern und oft zurück, wie zu einem alten treuen Freunde. An einem der wenigen schönen Morgen, die dieser Sommer uns gab, bestieg eine Gesellschaft von Freunden diesen Drei-Kreuz-Berg; ein geist- und gemüthsvoller Brunnengast, der, tief gebeugt durch den Verlust seines Kindes, in Karlsbad sich wenigstens physisch zu erholen suchte, schrieb dort, ergriffen von der großen Natur

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_302.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)