Zum Inhalt springen

Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-018 Seite 17.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

17
XVI

Geschichten unter der fränkischen Regierung über Helvetien.

     Die Franken nahmen im V. Seculo den Christlichen Glauben
an, König Clodoveus war der erste Christliche König.
Digiberte von Austraßin gab dem Colubam & Gallo, die Er-
laubnis in Allemanischen Helvetien den Christlichen Glauben
zu verkündigen, solches geschahe wie nebenstehend beschreiben ist.
     Biß dahin war da alles Heydnisch und Heydnische Tempel, also
& diese ersten Kirchen waren Arbon, Gosau, und Herisau, [W.C.]
welche bey Gally ankunft schon volkreiche Gemeinden gewesen seyen.
     Die Einwohner vermischten ihr Blut und ihre Sitten in Helvetien,
das nach Verlauf einiger Jahrhundert niemand mehr wußte ob er von
Helvetischer, Römischer oder Alemanischer Herkunft ware.
     Lange nach dem untergang der Helvetischen Freyheit, als auch der
namme des helvetischen Volks ganz verschwunden, wurde der verlasene
Fuß dieser Alpen von den Alemanier, Burgundionen, Ostgothen #)
Francken und Longobarden, eingenommen. Sie veranstalteten daselbst
neuen Bau des Landes; von jhnen wurde menschliche Gesellschaft
und auch die Freyheit vermehrt und vervollkomnet; von dießen
Völker stammen die dreyzehen orte, die zugewandten und unter-
thanen, des grosen ewigen Bunds der hochteütscher Lande. Mülers G. 82
     Unter der Benenung Thurgau wurde damals alles Land verstan-
den welches sich zwischen dem Rhein und der Reuß von der Aar bis [43]
an Rhätien außbreitete. **) Auch unßer Jetziges Appenzellerland ge-
hörte zum Thurgau bis an Alpstein und an Rhätien lange Jahre.
Die ersten Einwohner waren Jäger und Hirten, haten ihre Hütten und
Wohnungen in den Wäldern, die Vornehmen oder der Adel ihre Burgen
und Schlößer auf den Bergen, ihre Leibeignen mußten das Feld bauen.
—————
#) Die Ostgothen und Burgundionen, dachten arianisch, näml. das Jesus Christus
dem Vatter nicht gleich sondern ähnlich, das er nicht unerschaffen sey, das unter-
suchten die Christen, da Christus bezeugte „Es wüße niemand wer der Sohn
ist als nur der Vatter“ M. G. p. 101; die Gothen brachen auß Preußen heraus.
—————


432 *) Die Burgundionen seyen ein Volk 6 bis 7 Schuh hoch gewesen, und
haben rohe Thierhäute getragen, sie nahmen ein groser theil von den
helvetischen Landen. M.G. 84. die Hörner welche an Häuten hiengen sezten sie auf ihre Köpf.
**) Dur hieß ein Waßer, Rhon ein Fluß, unter den Helvetier. Jetzt
Thurgau genant von der Dur.