19
XVIII
Gallus ein Sohn des Königs der Scoten, auß Irland.
sie unter dem Vorwande, das sie der Königlichen Jagd nachtheil-
brachten, von da wegziehen; und die ungläubigen brachten nach zwey
Jünger um das Leben. Kolumban zog nach Italie nach Bobio.
Gallus aber nach Arbon zum Pfarrer Willimar, da vernahm
er von seinem Helfer, dem Hildebolden dem Evangelier, Diacon des Willimars
welcher ein Jäger war, das in dem Wald ob dießer Burg sey am
Flüßchen Steinach *) eine kleine Ebne an dem Fus einiger Hügel,
von da steigen die Berge hintereinander höher und endlich zu Schnee
Gebürgen entpor, auß diesem Flüschen und einigen Brunquellen
pflegen Bären, Wölfe und Schweine, sich zulaben. Durch den anführer
fand er bald den ort wo das Flüßchen Steinach über Felßen hinab stürzt, das
ihm zu seiner absicht dienlich schein. Er sah auch den Fall den er in die Dörne
that für einen Wink der Vorsehung an, auf derselben Stelle seine zukünfti-
ge Wohnung zu nehmen, So sehr im auch sein Begleiter die Gefahr vorstellte
in dießem Wald von Wölfen und Bären gefresen zu werden.
Nachdem Gall den Platz mit Bethen und Faßten eingewiehen und
sein Brod mit einem Bären getheilt hate, da fing Gall mit seinen zwey
Jüngern mang und Theodor, in dieser Einöde die Bäume umzuhauen
die Sträuche auß zu reuten, und sich eine Hütte zu erbauen oder Zelle.
Zu selber Zeit erkranckte Frideburg die Tochter des Herzogs Gunzo in
Überlingen. Weill sie in gichterischen anfällen, die sich gewöhnlich mit Wuth
und Krämpfen äußerten, in der Person des Teufels sagte, das er nur
allein auf den Befehl des Galls ausfahren würde, durch die dringendsten
Befehle Gunzo, wurde Gall durch den Parrhern in Arbon überredt
dahin zugehen; wo in der that Frideburg also bald nach dem von Gall
verrichteten Gebethe wieder genas, auß Dank gefühl wolte ihm Gunzo
grose geschencke machen, und ihn die eben ledig gewordene Bischofswürde
zu Konstanz verleihen, Gall schlug solche aber ganz auß, und nahm
nur ein Almoßen für die Armen an. (Also muß es in dieser Gegend
auch schon Arme gehabt haben.) Vermuthlich Jäger umher gezogen.) **)
—————
*) Die Steinach entspringt im Steinegger Wald und fließt im Kloster
St. Gallen vorbey, bis auf Steinach, welches ort vermuthl. daher
den namen bekommen. Es waren nicht viele Edelleut schon im Land, sondern
**) Roschach, Goldach, Mörschweil, Gosau, die Gegend um Will, das untere Togen-
burg, waren bey ankunft Gally, schon mehr oder weniger angebaute ort.
Der Hof Goldach lag in der Arbonerzent gräntzte an den Bodensee, treib Wein-
bau und war zum theil von freyen Leuten bewohnt. 865
Das Weiden des Viehs in den Wäldern wurde Tratt geheisen 820 - Egerich Schweinweiden.
Johann Bartholome Rechsteiner: Beschreibung der Gemeinde Speicher. , 1810, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KB_AR_Rechsteiner_Chronik_Ms401-020_Seite_19.jpg&oldid=- (Version vom 9.8.2024)