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     Wie das Stift St. Gallen das Berg- oder Appenzellerland bekomen

Sigiberte II. gehörte der theil des Lands so zwischen den Flüßen
Goldach und Urnäsch gelegen, Graf Talto war königlicher Amtmann
und Richter im Thurgau, auch über das Bergland, und übergab solches
des St. Gallen Zellbrüder, im namen des Königs *) appenzl. Cronic
[AU 1]Walsers macht das dieser theil Land vom König, ihnen nebst 2 lb. gold
und 2 lb Silber verehrt worden zu ihrem Unterhalt.
     Füßlin, in seiner Staats u. Erdbeschreibung, widerspricht u. macht
dieße Schenckung ganz zweifelhaft, auß Ratperts eines mönchen Buch
der ein Adelicher von Zürich, der geschreiben hat, Graf Talto,
übergab dem heilligen mann kraft seiner gewalt, was ihme dem
König unmitelbar zugehörte, die vorgenante Wildnis, darin
Gallus seine Hütte aufgeschlagen, mit Nutzung der umligenden Wälder“
Also nicht bis an Alpstein, dann worzu hätte der frome Einsiedler
soviel gebraucht. Walafridus Strabus meldete „Pipin habe
Othmar dem ersten Abt, Geld geschenckt. Daraus hat er etwas Landes das
in der nähe des Klosters gelegen gewesen an selbiges gekauft“
Hätte Othmar dieses gethan, oder es zu thun nöthig gehabt, wenn Sigibert
dem Gallus alles Land um seine Zelle geschenkt hätte, deßgleichen meldet
dieses Buch. Pipin hat dem Othmar einige Lehen Leute in diesem Gau *)
bewilliget, auf das er mit derselbigen bey Hielfe die nothwendigen Werkstetten
zum gebrauch seiner Kloster Brüder anlegte. Auch hab er ihnen einige Zölle
von seinen Einkünften zur erhaltung der Kloster Brüder gegeben.
     Und erst in Spättern Zeiten ist das Appenzeller Land nach und nach
an das Stift St. Gallen komen, theils durch Stiftung, schenckung, Kauf
und durch andere Wege. Weil eß zu diesen Zeiten ein Vortheil war ein
Unterthan des Klosters zu seyn, als unter der Gerichtsbarkeit der könig-
lichen Gau Grafen, oder dem Adel zu stehen, deßwegen daurten die
freywilligen unterwerfung, Schenckungen, und übergaben der Leuten, die
gerne des Stifts angehörige seyn wolten bey 400 Jahren immer fort
in einem weiten umkreiße, nicht nur von Bergleuten hernach Appenzeller,
sondern auch vom Thurgau, Argau, Algau, Breißgau, am Bodensee.
Das ihnen ganze Höfe und Willer geschenckt und übergeben worden von
[AU 2]König und Grafen, vom adel und andern Herrn. Das daß Stift an
Höfen, Gebäuden, Reichthum und ansehen beständig zugenommen u. vergröseret.
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★) Allem anschein nach ist ihnen von anfang das Land nur zur auf sicht u.
Verwaltung übergeben worden, der ko. war ihr Oberherr, und mußte das
Stift von allen Einnahmen und außgaben Rechnung ablegen dem königl.

Amtmann im Thurgau. Hundert Jahr hernach ist hier pag.

beschreibt




  1. 646 die Gallen Zell bleibte im ersten Jahrhunderte ihrer entstehung klein u. machte keine beträchtliche Fort schritte; sie litt wie das ganze Thurgau zu sehr durch die Kriegersche überfäll der Franken, die 680 eß überzog u. richtete mit Raub u. Brand alles zu grunde ermordete die Männer und führte Weiber und Kinder mit sich fort. arx 21. Waltram des Zent Grafen Besizungen haben an die Einöde u. Zelle des heil. Gall gegränzt, Romonten erhielt den namen des Waltrams Berg von ihme arx 23. Waltram hatte erst im achten Jahrhundert die Rechte u. ansprüche auf die Wildnis dem Abt abgetreten pag. 25.
  2. Es wurde das Königliche Kloster genant.