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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-054 Seite 53.jpg

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Geschichten unter Aebtischer Regierung. Fränken oberH-ren.

Wegen den öftern Einfällen der Ungarn und verübten grausamkeiten,
[953.] wurden die Einwohner des Fleckens St. Gallen mit dem Kloster Einig alles [arR arx 226.]
mit Mauren und Gräben umgeben zulaßen, u. wurde also zur Stadt St. Gallen.
Zur allgemeinen Sicherheit wurde solches vor nothwendig gehalten, dann weilen
die Raubereyen der Sarazenen, als wilde Araber, die auß Spanien ins Burg-
unde gekommen, und sie da weggeJagt worden, sezten sie sich auf die Berge von
Bündten, Sarganz, Togenburg und Appenzell, und thaten von selben herab
immerwährende außfälle auf die bewohnten Gegenden, ermordeten die Leute,
raubten das vieh und die Lebensmittel weg, verbrandten Häußer und richteten
dem Stift St. Gallen grosen Schaden zu. Sie waren so keck das sie von der
Berneck herab auf die Prozeßionen welche um die Stadt gehalten wurden, Pfeile
schoßen. Umsonst suchten die Kriegsleute der Abtey mit ihnen anzubinden;
wie flüchtige Rehe war sie bey ankunft der schwerbewaffneten Krieger ver-
schwunden, doch einmahl gelang eß dem Dekan Waldo solche nachts zu über-
fallen einige zu Tödten u. andere gefangen zu nehmen, sie haben sich geweig-
ert eine Speiße zugeniesen u. lieber Hunger starben. Auß forcht vor ihnen
konnte man weder die Berge benutzen nach das ebene Land bauen. [arR 227]
[925#] Zufolg eines Reichs gesezes wurde jedem großen zur Pflicht gemacht, einige höfe
durch mauren u. gräben zu festen Plätzen umzuschaffen, und dieselbe mit
Landleuten zu bevölckern, das von neun Haus Vättern einer in die neue
Stadt ziehen müßen. Es ist wahrscheinlich das die Städte, Will, Utznach,
Altstädten, Rheinegg, u. Wangen, diesem Gesez ihr entstehen zuverdanken
haben wie St. Gallen. Diese entfernung vom Landbau erzeugte hernach
allerhand Gewerbe und Künste, die den unterscheid der Stadt u. Landwirth-
schaft verursachten. Die Stadt St. Gallen, bekam auch eigen gericht und
Rath von 12 Rathsherrn meistens auß Edelleuten, und die Aebte gaben
den Amman über dieses gericht. Darunter auch Tiefen gehörte.
[1004 bis1024] Wurde dießer Stadt erlaubt meisterschaften nach den handwerken einzurichten.
Starb Kayser Heinrich, und mit ihme erlosch die Sächsische Line. Ist neben steh.
[von 1077 bis 1200]     Die Leute wurden freywillig st. gallische Zins Leute damit sie unter dem
Schuz des Klosters das ihrige beser behalten konnten.arx pag 158.
[[von] 1077 bis 1200.]     Die Kloster geistli. haten zur bekleidung jeder Jährlich ein ledernes Kleid ein
enges u. ein weites, einen Rok, zwei ziegen felle, vier Pantoffel, zwei grose
metten schuhe, 18 ellen leinenes u. 2 1/2 ell wollenes Tuch zu beinkleidern.
[von 820 bis 920] Da die Könige die ihnen im Felde geleisteten dienste mit höfen zubelohnen
pflogen, verdienten die Aebte von St. Gallen mit ihren Feldzügen dem [arR arx 167]
Kloster manche Ligenschaft. im grunde aber waren dieselben nur der
Sold vor ihre Truppen. Denn eben so viel oder nach weit mehr als sie
von den Königen empfiengen, mußten sie von dem vermögen der Abty
wieder hergeben um ihre Kriegsleute oder Vasalen mit Lehen oder geld zubelohnen.