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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-068 Seite 67.jpg

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Schlacht im Speicher, von Pfarrer Anhorns Appenzellr. Cronic.


Da nun die Aebte das Appenzellerland größten theils unter ihren gewalt
gebracht, und durch ihre Amtleute von ihrem Adel u. Dienstleuten bißwillen die
unterthanen an ihren Freyheiten, Bräuchen u. gewohnheiten, gekränckt u. beschwärt,
das die Bergleut sich bey Abt Kuno von Staufen beklagt, u. demüthig begehrten
Sie, der Täglich neuen eingeführten beschwärden vom Adel zu entladen u. zu mildern,
fanden sie kein gehör, sondern nur der Adel fand geneigte ohren. So Jagtend sie den
l und des abts Dienstleut auß dem Land, zerbrachen ihre Schlößer, die Burg
Clanz und die zwey in Herisau wurden in aschen verwandelt, das nur nach die maur-
oder Burgstöcke zusehen waren.     Der Abt mit Beyhielf der Bundes Städten
wolte die Bauren zupaaren treiben, und zogen mit manchem Panner u. Fähnly.
[1403.] d.15. May, 5000 Mann stark wohl gerüstet gegen Appenzellerland die Berg-
leut gehorsam zu machen, diese aber erwahrteten den Feind an der Landwehre
in Speicher, die von Schweiz u. Glarus, der Appenzeller Helfer. hatend sich zu
Loch im Wald versteckt, u. ließen das Kriegsheer dem Speicher zu marschieren,
die Appenzeller lagen auf dem Berg Vöglisegg genant, als nun der Feind nach
herzu geruckt, Liefend die Appenzeller mit heftigem geschrey den Feind an, und
wurffend in denselben wurfstein ganz grimiglich, und die weil die Appen-
zeller den Feind oberhalb angegriffen, fielen die von Schweiz und Glarus,
unterhalb bey Loch hinden zu in den Feind unversehens, Treibend ihn in die
Flucht und erschlagen mehr als Drithalb hundert Mann.
     Die Stadt St. Gallen wolte nach erlidenem Schaden nicht mehr wider die
Appenzeller Kriegen, als ihre nächste nach bauren, sondern machten Frieden mit
ihnen, darauf wurden die Sieger erst freudig u. männlich u. greifen allenthalben
um sich, und machten einen Bund mit Schweiz u. Glarus. Sie greifen Edel u.
unedel an ihre umsäßen, und nahmend jedermann an zu Landleuten u. nahmend
den Edlen ihre eigene Leut wider ihren Willen, u. hulffend ihnen das Sie ihren
Herrn weder Steuer Zins nach anders mehr gabend, u. machtend sie also Jhnen ungehor-
sam, sie lugten ein Jeder dem andern zu, u. ließen fürgahn bis man ihnen über-
legen allerorten, wann sie einander in Treuen geholfen hetten sie wohl vor komen mögen.
Aber die Appenzeller hetten sie alle vertreiben. Sie rufend die Landherren im
Thurgau, und andere dem Herzog Friederich von Östreich zu hielf an, (weil sie
mehren theils der Herrschaft Östreich Diener waren) das Er den Adel nicht also
ließ vertreiben, weil er doch des Adels u. des Lands Haupt wäre, und all
seine Vordern des Lands Schirm geweßen, Sie Reitend auch Täglich dem
Graf Herman von Sulz nach, u. Graf Hanßen von Laufen, die des
Herzogen Landvögt wärend, das sie beym Herzog schaffen das Er sich des
Kriegs annehme und ihnen zu hielf komme. Darauf die Schlacht am Stoß
auf Gais erfolget ist. Die Kriegs Waffen in 15ten Jahrhundert waren
armbrüste, Büchsen, lange u. kurze Spieß, Hellbarten, Schlachtschwerter.