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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-138 Seite 137.jpg

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Von Pfarrer Gabriel Walser.


[Ao. 1721] hat die Kirchhöry die Kanzel eröffnet oder aufgestelt, und sind Compidenten gewesen
die sich um diese Pfrund beworben und angehalten oder Prob Predigen gethan.
Hr. Canditat Gabriel Walser, und      Ungemuth.
[11te Pfr.] Gabriel Walßer, von Teufen, wurde erwehlt, Ao. 1721 d [AU 1]5 merz, und hielte da
d 12. Marti seine Eintrits Predig, auß Hebr. XIII 17. vers. Jehova gebe Kraft und
gnade zu seyn ein Fürbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Geist, im Glauben,
in der Keuschheit. Er war 1695 gebohren also 26 Jahr alt gewesen bym antrit.
      Dieser neue Pfarrer war sehr Lieb, ungeacht deßen aber bekam er zimlichen anstand
wegen neu- oder nachtleherer, das an einer Kirchhöre deßwegen grosen Eyfer u. unruh
entstanden, und da Hr. Pfarrer auch darin geredt und die Leut wollen besämftigen,
aber sich unbedachtsam außgedrukt, und gesagt „wie Er könte 6- oder 7- nerley Secten
ein führen, oder vorbringen die der gemeine mann nicht merken wurde“.
„Jtem das er die Teufels biblen auch im haus habe“.*)
*) B!      diese so genante Teufels biblen war ein kleines Finger dickes büchly, darin
      alles verkert vor gestelt ist, und den einfaltigen Leuten grosen anstos und
      ärgernus geben wegem Titel, Hr. Pfr wolte den besizern heraus helfen,
      kam aber darfür selbsten in verlegenheit, weil diese Reden ihme so mißfällig
      auf genommen, das etliche männer vor E.E. Grosen Rath gestanden und deß-
      wegen Einfragen gemacht. Darüber die Erkantnus ergangen.
„Das man gedachten Hr. Pfr. Verantworthung hierüber Einem Ehrsammen Capitel
an heim seze, welches schon die sachen beurtheillen u. nach befinden an gehörde ver-
weisen werde“ und die nachtlehren wurden verbothen und ernstl. abgestraft.
[Ao.1732] Bey dem betrübten Landhandel seye er zum zweiten mahl mit dem volk bis in den
Almenweg feindl. aufzogen, und ihnen muth u. herz zugesprochen. Das er hernach
[Ao.1733] am grosen Rath abgestraft worden, wie hier im 270. blat das mehrere zuleßen ist.
[Ao.1740] hate Hr. Pfarrer Walser, anlaß auf die Pfrund Alstetten zukommen, da man ihme
aber die Pfrund hier wochentlich a 30 kr verbeßeret, u. das Pfrundgeld von ƒ. 4 1/2
auf ƒ. 5 gesezt, hat er seine Herde nach 5 Jahr lang nicht verlaßen, endlich aber
[Ao.1745] hat er sich zum dreyer Vorschlag auf Bernegg geben laßen, und ist von Hr. beamten
einmüthig Denominiert worden, und vom Fürsten als Colatore erwehlt worden.
[AU 2]nicht ohne grosen Reuen hiesiger Gemeind, weil er sehr Lieb und ein guter angenehmer
[AU 3]und erbaulicher Prediger gewesen § ungeacht die Gemeind ihren Pfarrer öfters
manglen müßen, weil er viele Berg u. Alp reißen gemacht, wie aus seiner gemachten
Appenzeller Cronick genugsam erhellet, das er viele frömde Prediger haben müßen
zu seinem schaden, u. ob schon er mehreres Einkommen in Bernag bekommen, so ver-
beßerten sich seine häußlichen umstände dan nach nicht, das ihme seine Freunde etliche
mahl helfen, u. in seinen alten Tagen auch die obrigkeit um hielfe ersuchen müsen.
[1756] kam er nach eine Predig in Speicher zuhalten, in Bernegg habe er viel historisches in seine
Predigen einfliesen laßen, u. mußte ein vicare halten, er starb ca 1776 81 Jahr alt.
§ Er war gefällig und angenehm in seinem Umgang unterhaltend.


  1. 1717 Examminiert gebohren 1695. Hr. Decan Walser Pfr. auf Wolfh. war sein vatter, der 1730 gestorben.
  2. das geschah
  3. erweklicher