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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-140 Seite 139.jpg

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Von der Pfarres Wahl Hr. Canditat Schlangs.


[1758] Nachdeme die 8 Compidenten ihre Prob Predigen gethan konnten eß die anhänger
des Hr. Pfarrer Mockens dahin leiten das Hr. Mok nach eine Predig thun mußte, um
die mehrere hand zu gewinen, das wurde offenbar, und es kammen vom Speicher, Trogen,
Teufen, u. Stein zuhörer die Jahr u. Tag in keine Kirchen mehr gegangen sind, das
gab der Schlangischen Parthey anlas auß zu streuen, als ob Hr. Pfr. Mok auch ein neu-
lehrer sey, u. konten etliche abwendig gemacht werden, der Eyfer u. viele lieblosen
reden vermehrten sich deßwegen, auf beiden Partheyen wurden die Stimfähigen
abgezehlt u. jeglicher theil glaubte die mehrere hand zubekommen, es kammen aber
auch Speichrer die in andern gemeinden sezhaft waren an die Kirchhöri, das
konten einige auch nicht leiden, weil je ein theil dem andern schuld gab von zwingen.
[d.      merz] wurde endlich zur Pfarres Wahl geschriten, und der zulauf von Frömbden Volk
ist so groß worden das die Kirchen nicht faßen möchte, u. Hr. Pfarrer
Weter von Trogen, die Wahl Predig von der Räthen Stuben auf den Kirchenplaz
halten müßen, nach vollendigtem Gottes dienst wurde die Kirchhöry in der
Kirchen gehalten unter grosem gedränge, und da die mehr nicht konten ausgesprochen
werden zwischen Hr. Mok u. Schlang, so nahm die unruh überhand das herren u.
Bauren ihren Eyfer u. hitz ofenbar zeigten, und endlich mußte zum schliefen
oder hand abzehlen geschriten werden. Da eß sich ergeben das der Canditat
[13te Pfr.] Hr. Johan Philipp Schlang, 14 hände oder persohnen mehr an der Zahl
bekommen hate, (und Hr. Mok wurde in 8 Tagen darauf Pfarrer in Rehetobel.)
      Der Eyfer verwandelte sich bey der Moken Parthy in Verdruß das einige Raths-
herren ihre mäntel ablegten, die anderen aber den neu erwehlten Pfarrer mit
Freuden abholten von der dorfhalden da er Wohnhaft geweßen, u. mit viellem
schießen u. lebhaften Freuden bezeugungen empfangen, die Hr. vorgesezten be-
sinten sich bey kälterer Vernunft auch eines beßern, u. legten die mäntel wider an.
[AU 1]Hr. Pfarrer Schlang aber Drachte nach Frieden u. Einigkeit, u. betragte sich so Klug
u. Christlich das er keiner Parthey den geringsten vorzug mercken liese, sondern
durch liebe u. unpartheyisches benehmen auch seine gegner suchte zuergwinen,
u. eß gelang ihme das Frieden u. Einigkeit wieder empor gekommen, wofür er
selbst Gott lobte u. danckte, und andere Friedliebende mit ihme es auch gethan.
      Das unanständigste geschah nach dardurch, das immer viele in das Rehetobel u.
auf Trogen zur Kirchen giengen alle Sontag, daraus Frömbde Leuth schließen
mußten das ein widerwillen gegen Hr. Pfr. Schlang herrsche, aber eß war mehr
heimlicher widerwillen u. grol von Partheylichkeit u. Verdruß.
B! Alle diese begebenheiten hab ich umständlich beschreiben, damit daraus ersehen
werden könne in zukunft wie gefährlich eß seye eine Pfrund lange vacant stehen
zulaßen, was vor Eyfer u. Partheyen daraus entstehen können, wann eine
Herde lang ohne einen hirten seyn muß.


  1. sein amt führte er mit heilligem Eyfer, u. zierte eß mit einem Exemplarischen Leben u. Wandel in seinen Predigten war er sehr weitläufig mit Tex erklärungen, aber seine zueignung. waren Kernhaft u. recht erbaulich u. so grundl. als überzeugend.