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Seite:KB AR Rechsteiner Chronik Ms401-263 Seite 260.jpg

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Das Land & St. Galler Bekammen Streit & Rüsten sich zum Krieg.


Da gab es jmmerdar streit, mit dem garn kauf, oder Grempel, oder mit dem Schauwen
und dem zoll, das endlich 1579 ein vertrag deßwegen gemachet worden ist. *)
     - Es erfolgte aber ein neuer auflauf u. großer Streit wegen dem Landwappen,
und Ehren zeichen des Lands Appenzells das beschimpft oder geschwächt worden ist,
von Leonhart Struben buchtrucker, der durch ein Formschnider zum verdrus auf den
Calender trukt der Stadt St. Gallen Wappen u. Ehrenzeichen, einen aufgerichten
Bären mit einem Goldenen halßband aufs allerzierlichste geschniten, an der
anderen seiten eine Bärin die dem Bären den rucken kehrt, und sich von ihme
weil springen laßen, für der Appenzeller Wappen darzu gesezt, damit
anzudeuten das daß Land Appenzell, der Stadt St. Gallen unterthänig werde,
der Buchtrucker gesel solle eß ohne wüßen seines herren gethan haben.
     - Als die Appenzeller solches erfahren, habend sie sich nit als ein Bären,
oder Weiblein, des Bären, sondern als Leuwen und Bären erzeiget, ihr
Paner mit dem aufrechten Bären an Sonnen kommen laßen, u. erzeiget
das ihnen das Wappen billich und von Ehren wegen gezime:
     - Deßnahen rüsteten sich die Appenzeller u. St. Galler zum Krieg
wieder einander, auß verbiterung wegen des Leinwadts Gewerbs u.
der Zöllen, und des Wappens, und waren die Eifer so groß unter
dem gemeinen Weßen, das die obrigkeiten beiderseits genug zu
stillen haten, und ernstliche Vermahnungs Schreiben von Eydgnosen
an beide obrigkeiten abgelaßen wurden, das sie den Feindlichen
gewalt sollen abschaffen, und sich in der gütigkeit als getreue Eyd-
gnoßen und Nachbaren nit einander vereinbaren.“
[1579] *) Worauf sich der Abt Joachim, mit allem Fleiß u. Ernst als Vermitler
angenommen, u. die Streitigen Klagpunckten wohl erörteret auf
die Wag der billichkeit u. Gerechtigkeit abgewoben, u. endlich
zu beidseitigem Vernügen bey gelegt wie der Spruch brief lautet.[AU 1]

[AU 2]     Die Besten Jahr zum Leinwand machen waren.
Jn Walsers Chronick beschreiben, pag 470, Ao. 1533 auserordentlich gut gewesen.
[1610] pag. 581 a. war das Leinwad machen so starck im gang, 27632 Tuch in #
[1638] war 607 das allerbeste Jahr ) ( # St. Gallen diß Jahr erkauft worden.
[1638] an der bleiche nur wurden 11864 Tücher gekauft u. nach zu wenig gewesen
an stat das sonst die Jahr hero die gemeine Leinwad 54 bis 64 d.
höchstens golten, diß Jahr die Elle schwarz Creutz 70 Pfenig, u.
gemein roth + 77 1/2 d. ein Ring 72 d. ein Krebs 77 dito.
Ein gemein gut zeichen 80 1/2 Pfenig. Die Leinwad Macher haben
viel gewonnen, und die Kaufleut viel verlohren an den theuren Tücher.
[1676] abermahl gut, wurden in St. Gallen kauft 19460 Tuch, in Trogen 1404 do.
[1679] sind in Trogen 4518 Tuch in diesem Jahr erkauft worden, und
von jegl. Tuch 15 xr Zoll bezogen worden vor die Kirchen.
[16 ] Hr. Statthalter Conrad Zellweger, in Trogen, war der erste der eine eigne Leinwand handlung
  im appenzel. Land aufgerichtet.

  1. W.C.
  2. 1549 sind 12000 Tücher von besten in st.Gl. verarbeitet worden. arx 96. III. T.