Seite:Kaethe (Kleist) 029.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

DER GRAF VOM STRAHL.

Die Närrin, die verwünschte, sinnverwirrte,
Was fragt sie mich? Ists nicht an jener Männer
Gebot, die Sache darzuthun, genug?

KÄTHCHEN (in Staub niederfallend).

Nimm mir, o Herr, das Leben, wenn ich fehlte!
Was in des Busens stillem Reich geschehn,
Und Gott nicht straft, das braucht kein Mensch zu wissen;
Den nenn’ ich grausam, der mich darum fragt!
Wenn du es wissen willst, wohlan, so rede,
Denn dir liegt meine Seele offen da!

HANS. Ward, seit die Welt steht, so etwas erlebt?

WENZEL. Im Staub liegt sie vor ihm –

HANS. Gestürzt auf Knieen –

WENZEL. Wie wir vor dem Erlöser hingestreckt!

DER GRAF VOM STRAHL (zu den Richtern).

Ihr würd’gen Herrn, ihr rechnet hoff ich, mir
Nicht dieses Mädchens Torheit an! Daß sie
Ein Wahn bethört, ist klar, wenn euer Sinn
Auch gleich, wie meiner, noch nicht einsieht, welcher?
Erlaubt ihr mir, so frag ich sie darum:

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_029.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)