Seite:Kaethe (Kleist) 116.jpg

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Doch daß es mit dem Anschlag richtig ist,
Das hab’ ich selbst gesehn; denn kurz und gut,
Der Graf zieht auf die Thurneck schon heran:
Ich bin ihm, auf dem Pfad’ hieher, begegnet.

GOTTSCHALK. Du siehst Gespenster, Töchterchen!

KÄTHCHEN.

Gespenster! –
Ich sage, nein! So wahr ich Käthchen bin!
Der Graf liegt draußen vor der Burg, und wer
Ein Pferd besteigen will, und um sich schauen,
Der kann den ganzen weiten Wald ringsum
Erfüllt von seinen Reisigen erblicken!

GOTTSCHALK.

– Nehmt doch den Brief, Herr Graf, und seht selbst zu.
Ich weiß nicht, was ich davon denken soll.

DER GRAF VOM STRAHL (legt die Peitsche weg, nimmt den Brief und entfaltet ihn).

„Um zwölf Uhr, wenn das Glöckchen schlägt, bin ich
Vor Thurneck. Laß die Thore offen sein.
Sobald die Flamme zuckt, zieh’ ich hinein.
Auf niemand münz’ ich es, als Kunigunden,
Und ihren Bräutigam, den Graf vom Strahl:
Thu mir zu wissen, Alter, wo sie wohnen.“

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_116.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)