Seite:Kaethe (Kleist) 191.jpg

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Daß ich mit Liebe dir, unsäglich, ewig,
Durch alle meine Sinne zugethan.
Der Hirsch, der von der Mittagsglut gequält,
Den Grund zerwühlt, mit spitzigem Geweih,
Er sehnt sich so begierig nicht,
Vom Felsen in den Waldstrom sich zu stürzen,
Den reißenden, als ich, jetzt, da du mein bist,
In alle deine jungen Reize mich.

KÄTHCHEN (schamroth). Jesus! Was sprichst du? Ich versteh’ dich nicht.

DER GRAF VOM STRAHL.

Vergieb mir, wenn mein Wort dich oft gekränkt,
Beleidigt; meine roh mißhandelnde
Gebährde dir zuweilen weh gethan.
Denk’ ich, wie lieblos einst mein Herz geeifert,
Dich von mir wegzustoßen – und seh’ ich gleichwohl jetzo dich
So voll von Huld und Güte vor mir stehn,
Sieh, so kommt Wehmuth, Käthchen, über mich,
Und meine Thränen halt ich nicht zurück. (er weint).

KÄTHCHEN (ängstlich).

Himmel! Was fehlt dir? Was bewegt dich so?
Was hast du mir gethan? Ich weiß von nichts.

DER GRAF VOM STRAHL.

O Mädchen, wenn die Sonne wieder scheint,

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, ein großes historisches Ritterschauspiel. Berlin: Realschulbuchhandlung, 1810, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kaethe_(Kleist)_191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)