Hielt nun Rath im Wolkenraume,
Guten Rath im Raum der Lüfte,
Schickt’ von Osten eine Wolke,
Ließ in Nordwest eine steigen,
Sandte eine aus dem Westen,
Früher eine aus dem Süden,
Fügt die Säume an einander,
Sendet Regen von dem Himmel,
Tröpfelt Honig aus den Wolken,
Daß die Ähren sich erhoben,
Daß die Saaten munter rauschten;
Es erhoben sich die Halme,
Es erstanden farb’ge Ähren
Aus der Erde weichem Boden
Durch die Mühe Wäinämöinen’s.
Es verging der Tage nächster,
Als die Woche abgelaufen,
Geht der alte Wäinämöinen
Hin zur Saat um nachzusehen,
Wie sein Ackern, wie sein Säen,
Wie die Arbeit wohl gediehen;
Sieh, es wuchs die Saat nach Wunsche,
Ähren gab es mit sechs Kanten,
Halme fand er mit drei Knoten.
Wäinämöinen alt und wahrhaft
Sieh, da kam des Frühlings Kuckuck
Und erblickt’ die schlanke Birke:
„Weshalb ward denn so gelassen
Unbeschadet diese Birke?“
Sprach der alte Wäinämöinen:
„Deshalb ist sie hier gelassen,
Diese Birke, daß sie wachse,
Dir ein Platz zum muntern Singen;
Rufe hier, o lieber Kuckuck,
Singe hell mit Silberstimme,
Singe klar mit Zinnesklange,
Rufe Morgens, rufe Abends,
Rufe um die Mittagsstunde,
Zum Gedeihen dieser Stätte,
Zu des Waldes besserm Wachsthum,
Zu des Strandes größerm Reichthum,
Zu der Raine Kornesfülle.“
Elias Lönnrot, Anton Schiefner (Übers.): Kalewala, das National-Epos der Finnen. Helsingfors: J. E. Frenckell & Sohn, 1852, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kalewala,_das_National-Epos_der_Finnen_-_010.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)