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Dieser schluckt den Feuerfunken

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Und verschlingt die böse Flamme.“

     „Voll wird nun der See Alue,
Sinkt herab von allen Rändern
Zu den längstgewohnten Sitzen
Während einer Nacht des Sommers.“
     „Wenig Zeit war hingegangen,
Angst befiel den Feuerschlinger,
Heft’ger Schmerz den Flammenschlucker,
Große Qual den Funkenfresser.“
     „Schwimmt und lärmt nach allen Seiten,

260
Schwimmet einen Tag, den zweiten

An des Schnäpeleilands Seite,
An der Lachsesklippen Höhlen,
Zu der Spitz’ von tausend Zungen,
Zu der Bucht von hundert Inseln;
Jede Spitze muß ihm rathen,
Jedes Eiland also sprechen:
„Nimmer ist im stillen Wasser,
In dem engen See Alue
Wer den Unglücksfisch verschlingen,

270
Wer den Armen tödten könnte

In der Drangsal durch das Feuer,
Bei den Qualen durch die Flammen.“
     „Dieses hört die Lachsforelle,
Schlinget da den blauen Schnäpel;
Wenig Zeit war hingegangen,
Angst befällt den Fischverschlinger,
Heft’ger Schmerz den Schnäpelschlucker,
Große Qual den gier’gen Fresser.“
     „Schwimmt und lärmt nach allen Seiten,

280
Schwimmet einen Tag, den zweiten,

An der Lachsesklippen Höhlung,
An dem Raum der Fischesgrotten,
Zu der Spitz’ von tausend Zungen,
Zu der Bucht von hundert Inseln;
Jede Spitze muß ihm rathen,
Jedes Eiland also sprechen:
„Nicht ist in dem stillen Wasser,
In dem engen See Alue
Wer den Unglücksfisch verschlingen,

290
Wer den Armen tödten könnte

In der Drangsal durch das Feuer,
Bei den Qualen durch die Flamme.“
     „Kam der graue Hecht gegangen,
Schlinget da die Lachsforelle;
War nur wenig Zeit vergangen,
Angst befällt den Lachsesschlucker,
Heftger Schmerz den Fischesschlinger,
Große Qual den gier’gen Fresser.“
     „Schwimmt und lärmt nach allen Seiten,

300
Schwimmet einen Tag, den zweiten,

An der Seekrähklippen Höhlung,
An der Möven Steinesklippen,
Zu der Spitz’ von tausend Zungen,
Zu der Bucht von hundert Inseln,
Jede Spitze muß ihm rathen,
Jedes Eiland also sprechen:
„Nicht ist in dem stillen Wasser,
In dem engen See Alue
Wer den Unglücksfisch verschlingen,

310
Wer den Armen tödten könnte

In der Drangsal durch das Feuer,
Bei den Qualen durch die Flamme.“
     Wäinämöinen alt und wahrhaft
Sammt dem Schmieder Ilmarinen
Stricket nun ein Netz von Bastschnur,
Macht es lärmend von Wachholder,
Färbte es mit Weidenwasser,
Macht’s zurecht mit Weidenrinde.
     Wäinämöinen alt und wahrhaft

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Trieb die Weiber zu dem Netze;

Weiber kamen zu dem Netze,
Um das Netz zu zieh’n die Schwestern,
Rudern vorwärts mit dem Netze
An den Spitzen, an den Inseln,
An der Lachsesklippen Grotten,
Zu der Schnäpelinseln Seite,
Zu dem braungefärbten Röhricht,
Zu dem schlankgewachs’nen Schilfe.
     Eilen vorwärts, wollen fangen,

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Zieh’n das Netz und senken’s fleißig,

Kehren schräg des Netzes Masse,
Zieh’n das Garn in schiefer Richtung,

Empfohlene Zitierweise:
Elias Lönnrot, Anton Schiefner (Übers.): Kalewala, das National-Epos der Finnen. Helsingfors: J. E. Frenckell & Sohn, 1852, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kalewala,_das_National-Epos_der_Finnen_-_277.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)