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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Wiedertäufer’s Stall und gab ihm ein Paar Bissen Brod, und als er sich wieder ein wenig erquikt hatte, fragt’ er ihn: Nun, und Kunegunde? Ist todt, erwiederte jener. Bei diesen Worten sank Kandide in Ohnmacht; sein Freund brachte ihn mit einem Paar Tropfen verdorbnen Weinessig wieder zu sich, der sich von ungefähr im Stalle befand.

Kandide (die Augen aufschlagend): Todt! Kunegunde todt! O wo bist’u beste der Welten? – Aber woran starb sie? Gab ihr das den Tod, daß sie mich aus ihres Herrn Vaters schönem Schlosse mit derben Fusstössen hinausjagen sahe?

Panglos. Das nicht! Bulgarische Soldaten schlizten ihr den Bauch auf, nachdem sie selbige zuvor auf’s möglichste genotzüchtigt hatten; den Baron, der ihr beistehn wollen, hatten sie vor’n Kopf geschossen; die Frau Baronin in Stükken zerhauen; meinen armen Untergebnen nicht besser mitgespielt, als seiner Barones Schwester; und was das Schlos anlangt, da ist kein Hammel, keine Ente am Leben geblieben; kein Stein auf dem andern, keine Scheune, kein Stall, kein Baum auf seinem alten Flek. Wir haben aber Genugthuung bekommen, völlige Genugthuung. Die

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_019.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)