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Voltaire: Kandide. Erster Theil

junger Mann; sein Auge war feurig, Lipp’ und Wange rot, die Augenbraunen wohlgewölbt, das Gesicht rund und ziemlich weis. Er hatte in seinem Betragen etwas Edelstolzes, das aber weder den Spanier noch den Jesuiten ankündigte.

Kandiden und Kakambo’n wurden ihre abgenommnen Waffen und ihre beiden Andalusier wieder zugestellt. Kakambo gab ihnen an der Thüre des Gartenhauses Hafer zu fressen, und damit ihnen kein Tukmäuserstükchen gespielt würde, verlies er sie mit keinem Auge.

Kandide küsste dem Kommandanten den Saum seines Roks, und darauf sezten sie sich zu Tische. So sind Sie ein Teutscher? fragte ihn der Kommandant in dieser Sprache. Worauf ich nicht wenig stolz bin, Ihro Wohlehrwürden, antwortete Kandide. Bei diesen Worten fuhren sie beide zusammen, sahen einander starr an, mit einer Bewegung, die sie nicht bergen konnten.

Der Kommandant. Und aus welcher Provinz?

Kandide. Aus’ dem Rauchloche, dem Herzogthume Westphalen, und bin auf dem Rittersiz Donnerstrunkshausen geboren.

Kommandant. Heiliger Gott! wär’s möglich!

Kandide. Welch Wunderwerk!

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_077.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)