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Voltaire: Kandide. Erster Theil

uns Sonntag vor Sonntag vor: wir wären alle Adamskinder, Weiss’ und Schwarze. Ich kan’s ihnen nu nicht nachrechnen; wenn sie abers keene Lüge sagen, na so sind wir alle Geschwisterkinder. Und alsdann müssen Sie mir einräumen, daß man unmöglich seine Anverwandten hundischer traktiren kann als uns.“

O Panglos! auf diese Greuelthaten bist du nie gefallen! rief Kandide. Nicht anders, ich mus zulezt Deinen Lehrsaz fahren lassen! Was für ’nen Lehrsaz? sagte Kakambo. O! den rasendsten von der Welt! sagte Kandide. Der Mann behauptete, wenn alle Stürme des Unglüks über ihn zusammenschlugen: diese Welt sei doch die beste!

Voll Mitleids verweilte Kandiden’s Blik auf dem unglüklichen Negersklaven, und er vergos Thränen. Mit Zähren auf den Bakken und im Auge gieng er nach Surinam hinein.

Vor allen Dingen erkundigten sie sich, ob kein Schif im Hafen läge, das man nach Buenosayres senden könnte. Der Mann, an den sie sich gewandt hatten, war grade ein Spanischer Schifspatron. Er erbot sich, es für ein Billiges zu thun, und beschied sie in ein Wirtshaus, um dort weitre Abrede zu nemen. Kandide fand sich samt dem treuen Kakambo und seinen zwei Hämmeln daselbst ein.

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_111.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)