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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Indes hatte Kandide einen grossen Vortheil über Martin, er hofte noch immer Barones Gundchen wieder zu sehn, und Martin hatte gar keine Hofnung mehr; überdies besas jener Gold und Diamanten, und ob er gleich hundert dikke rote Hämmel mit den grössten Schäzen der Erde beladen, verloren hatte, ob ihm gleich des Holländischen Schifspatrons Prellerei noch in’s Herz schnitt, so schwankt’ er dennoch, wenn er an den Inhalt seiner Taschen dachte, oder von seinem Gundchen sprach und zumahl, wenn er die Gläser klingen hörte, nach Panglosens System hin.

Aber was denken Sie von alle dem, lieber Martin? sagte er. Was halten Sie vom physischen und moralischen Übel?

Martin. Lieber Kandide, die Pastoren dort klagten mich als Sozinianer an, aber die rechte Wahrheit zu sagen, ich bin ein Manichäer.

Kandide. Haben Sie mich nicht zum Besten. Es giebt ja keine Manichäer mehr in der Welt.

Martin. So bin ich der Einzige, ich kann nun einmal nicht anders denken.

Kandide. So mus der Teufel in Sie gefahren sein Herr.

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)