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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Kandide wollte durchaus nicht; die beiden Beguinen versicherten, es wäre die neuste Mode, Kandide versicherte dagegen ihnen, er wäre gar nicht für neue Moden. Martin wollte den Habituus zum Fenster hinauswerfen; der Geistliche schwur, Kandide sollte nie auf den Kirchhof kommen. Martin schwur dagegen, er wolle ihn bald auf den Kirchhof schikken, wenn er ihnen noch länger auf dem Halse läge.

Das Gekrette ward sehr heftig, und Martin schleuderte den Pfaffen beim Arme zur Thür’ hinaus. Das gab grosses Skandal, und die Sache ward fiskalisch untersucht.

Kandide genas, und während der Genesung hatte er stets gute Gesellschaft zum Supee bei sich. Man spielte hoch. Er bekam nie ein As, was ihn denn nicht wenig Wunder nam, Martinen aber gar nicht.

Unter denen, die ihm die Honneurs der Stadt machten, befand sich ein winziges Abeechen, Namens Perigourdin. Einer von jenen frechen, bartstreichlerischen, sich in jedes Humor schmiegenden und fügenden, bald da, bald dorthin fispernden, ewigen Scharwenzeln, die den Ausländern wegelagern, ihnen die skandalöse Geschichte der Stadt erzählen, und ihnen Vergnügungen von jeder Art und für jeden Preis anbieten.

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_129.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)