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Voltaire: Kandide. Erster Theil

wieder ein unbarmherziges Gericht ergehn. Wobei mancher von den Herren nicht mehr als sein Recht erhalten würde, sagte Martin. Das wohl, antwortete Kandide, aber er könnte so nebenher meine Lieblinge antasten, und das hielt’ ich nicht aus.

Pococuranté beehrte sie noch mit einigen von seinen Urtheilen; wir sind’s aber satt mehrere Schiefköpfigkeiten nachzuschreiben, und der Leser ist es auch gewis, selbige zu lesen. Kandide brummte in den Bart: Ein grosser, grosser Kopf. Das nenn’ ich noch Genie! Dem kann niemand etwas zu Danke machen!

Nachdem besagtermaassen Pococurantés Bücher die Musterung passirt hatten, stiegen sie in den Garten hinab. Kandide lobte alle dessen Schönheiten. Schönheiten? sagte der Eigner des Gartens. Das nennen Sie Schönheiten? Ist nichts als lauter Flitter- und Klipperkram;

Ist purer purer Schneider-Scherz
     Trägt nur der Scheere Spur
Und nicht das grosse volle Herz
     Von Mutterlieb Natur.

Doch nur Geduld, morgen liegt der ganze Bettel hier in einen Klumpen, und aus dem Schutt und Graus soll ein gar ander Ding aufstehn. Wo man hintritt, wo man hinriecht und

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)