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Voltaire: Kandide. Erster Theil

doch zu ihr. Las mich doch mit ihr vor Freude sterben! Kunegunde ist hier nicht, sagte Kakambo; ist zu Konstantinopel.

„Jesus und Gott! zu Konstantinopel! Doch es thut nichts. Und wär’ sie in China, ich flöge hin! Mit zu Schiffe! mit!“ und Kandide hatte Kakambo’n schon zur Hausthür’ hinausgerissen. Vor Essens kann daraus nichts werden, sagte Kakambo. Weiter kann ich Ihnen jezt nichts sagen. Nur noch so viel: ich bin Sklave, mein Herr wartet auf mich. Ich muß in den Speisesaal, und ihn bedienen. Sein Sie ja mäuschenstill, essen Sie Ihr Abendbrod, und machen Sie Sich reisefertig.

Kandide war halb ein Raub der Freude, halb der Betrübnis; der Freude, der entzükkendsten Freude, weil er bald sein Gundchen wiedersehn sollte, und jezt seinen treuen Sachwalter wiedergefunden hatte; der Betrübnis, daß er Leztern als Sklave sahe. Sein Herz war in wildem Aufruhr, sein Kopf drehend und wirbelnd. Er sezte sich mit Martinen, der all’ diesen Abenteuern ganz kaltblütig zuschaute, und sechs Fremden zu Tische, die blos die Faschingszeit in Venedig zubringen wollten.

Wie sie fast abgespeist hatten, sagte Kakambo zu einem dieser sechs Fremden, dem er

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_173.jpg&oldid=- (Version vom 7.6.2021)