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50 Elementarlehre. II. Th. Transsc. Logik. 50
Der
Transscendentalen Elementarlehre
Zweyter Theil.
Die transscendentale Logik.
Einleitung.
Idee einer transscendentalen Logik.


I.
Von der Logik überhaupt.

Unsre Erkentniß entspringt aus zwey Grundquellen des Gemüths, deren die erste ist, die Vorstellungen zu empfangen, (die Receptivität der Eindrücke) die zweite, das Vermögen, durch diese Vorstellungen einen Gegenstand zu erkennen: (Spontaneität der Begriffe); durch die erstere wird uns ein Gegenstand gegeben, durch die zweyte wird dieser, im Verhältniß auf iene Vorstellung (als blosse Bestimmung des Gemüths) gedacht. Anschauung und Begriffe machen also die Elemente aller unsrer Erkentniß aus, so daß weder Begriffe, ohne ihnen auf einige Art correspondirende Anschauung, noch Anschauung, ohne Begriffe, ein Erkentniß abgeben kan. Beyde sind entweder rein, oder empirisch. Empirisch, wenn Empfindung, (die die wirkliche Gegenwart des Gegenstandes voraussezt) darinn enthalten ist: rein aber, wenn der Vorstellung keine Empfindung beygemischt ist. Man kan die leztere die Materie der sinnlichen Erkentniß nennen. Daher enthält reine Anschauung lediglich die Form, unter welcher etwas angeschaut

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 050. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_050.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)