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95 II. Absch. Princip. der Möglichkeit der Erfahr. 95

geredet, die zwey andre aber wollen wir ietzt ihrer Natur nach einzusehen trachten.


Der
Deduction der reinen Verstandesbegriffe
Zweiter Abschnitt.
Von den Gründen a priori zur Möglichkeit
der Erfahrung.

Daß ein Begriff völlig a priori erzeugt werden, und sich auf einen Gegenstand beziehen solle, obgleich er weder selbst in den Begriff möglicher Erfahrung gehöret, noch aus Elementen einer möglichen Erfahrung besteht, ist gänzlich widersprechend und unmöglich. Denn er würde alsdenn keinen Inhalt haben, darum, weil ihm keine Anschauung correspondirte, indem Anschauungen überhaupt, wodurch uns Gegenstände gegeben werden können, das Feld, oder den gesamten Gegenstand möglicher Erfahrung ausmachen. Ein Begriff a priori, der sich nicht auf diese bezöge, würde nur die logische Form zu einem Begriff, aber nicht der Begriff selbst seyn, wodurch etwas gedacht würde.

 Wenn es also reine Begriffe a priori giebt, so können diese zwar freilich nichts Empirisches enthalten: sie müssen aber gleichwol lauter Bedingungen a priori zu einer möglichen Erfahrung seyn, als worauf allein ihre obiective Realität beruhen kan.

 Will man daher wissen, wie reine Verstandesbegriffe möglich seyn, so muß man untersuchen, welches die Bedingungen

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 095. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_095.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)