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167 III. Absch. Systemat. Vorstellung aller etc. 167

Ausdruck προληψις brauchte. Da aber an den Erscheinungen etwas ist, was niemals a priori erkant wird, und welches daher auch den eigentlichen Unterschied des empirischen von dem Erkentniß a priori ausmacht, nemlich die Empfindung, (als Materie der Wahrnehmung) so folgt, daß diese es eigentlich sey, was gar nicht anticipirt werden kan. Dagegen würden wir die reine Bestimmungen im Raume und der Zeit, sowol in Ansehung der Gestalt, als Grösse, Anticipationen der Erscheinungen nennen können, weil sie dasienige a priori vorstellen, was immer a posteriori in der Erfahrung gegeben werden mag. Gesezt aber, es finde sich doch etwas, was sich an ieder Empfindung, als Empfindung überhaupt, (ohne, daß eine besondere gegeben seyn mag,) a priori erkennen läßt; so würde dieses im ausnehmenden Verstande Anticipation genant zu werden verdienen, weil es befremdlich scheint, der Erfahrung in demienigen vorzugreifen, was gerade die Materie derselben angeht, die man nur aus ihr schöpfen kan. Und so verhält es sich hier wirklich.

 Die Apprehension, blos vermittelst der Empfindung, erfüllet nur einen Augenblick, (wenn ich nemlich nicht die Succession vieler Empfindungen in Betracht ziehe). Als etwas in der Erscheinung, dessen Apprehension keine successive Synthesis ist, die von Theilen zur ganzen Vorstellung fortgeht, hat sie also keine extensive Grösse: der Mangel der Empfindung in demselben Augenblicke würde

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_167.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)