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282 Elementarl. II. Th. I. Abth. II.Buch. Anhang. 282

 Der Begriff von einem Cubicfusse Raum, ich mag mir diesen denken, wo und wie oft ich wolle, ist an sich völlig einerley. Allein zwey Cubicfüsse sind im Raume dennoch blos durch ihre Oerter unterschieden, (numero diuersa) diese sind Bedingungen der Anschauung, worin das Obiect dieses Begriffs gegeben wird, die nicht zum Begriffe, aber doch zur ganzen Sinnlichkeit gehören. Gleichergestalt ist in dem Begriffe von einem Dinge gar kein Widerstreit, wenn nichts verneinendes mit einem beiahenden verbunden worden, und blos beiahende Begriffe können, in Verbindung, gar keine Aufhebung bewirken. Allein in der sinnlichen Anschauung, darin Realtät (z. B. Bewegung) gegeben wird, finden sich Bedingungen (entgegengesezte Richtungen), von denen im Begriffe der Bewegung überhaupt abstrahirt war, die einen Widerstreit, der freilich nicht logisch ist, nemlich aus lauter Positivem ein Zero = 0 möglich machen, und man konte nicht sagen: daß darum alle Realität unter einander in Einstimmung sey, weil unter ihren Begriffen kein Widerstreit angetroffen wird.[1] Nach blossen Begriffen ist das Innere das Substratum

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  1. Wollte man sich hier der gewöhnlichen Ausflucht bedienen: daß wenigstens realitates Noümena einander nicht entgegen wirken können, so müßte man doch ein Beyspiel von dergleichen reiner und sinnenfreier Realität anführen, damit man verstände, ob eine solche überhaupt etwas oder gar nichts vorstelle. Aber es kan kein Beyspiel woher anders, als aus der Erfahrung genommen [283]
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_282.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)