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345 I. Hauptst. V. d. Paralogismen d. r. Vernunft. 345

 Aus diesen Elementen entspringen alle Begriffe der reinen Seelenlehre, lediglich durch die Zusammensetzung, ohne im mindesten ein anderes Principium zu erkennen. Diese Substanz, blos als Gegenstand des inneren Sinnes, giebt den Begriff der Immaterialität, als einfache Substanz, der Incorruptibilität, die Identität derselben, als intellectueller Substanz, giebt die Personalität, alle diese drey Stücke zusammen die Spiritualität, das Verhältniß zu den Gegenständen im Raume giebt das Commercium mit Cörpern, mithin stellet sie die denkende Substanz, als das Principium des Lebens in der Materie, d. i. sie als Seele (anima) und als den Grund der Animalität vor, diese durch die Spiritualität eingeschränkt, Immortalität.

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 Hierauf beziehen sich nun vier Paralogismen einer transscendentalen Seelenlehre, welche fälschlich vor eine Wissenschaft der reinen Vernunft, von der Natur unseres denkenden Wesens, gehalten wird. Zum Grunde derselben können wird aber nichts anderes legen, als die einfache und vor sich selbst an Inhalt gänzlich leere Vorstellung:

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    finden. Uebrigens habe ich wegen der lateinischen Ausdrücke, die statt der gleichbedeutenden deutschen, wider den Geschmack der guten Schreibart, eingeflossen sind, sowol bey diesem Abschnitte, als auch in Ansehung des ganzen Werks, zur Entschuldigung anzuführen: daß ich lieber etwas der Zierlichkeit der Sprache habe entziehen, als den Schulgebrauch durch die mindeste Unverständlichkeit erschweren wollen.

Empfohlene Zitierweise:
Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_345.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)