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ganzen Korb Brote aus und draußen vor dem Dorfe weidete eine Herde buntgefleckter Kühe.

Wie alles fertig dastand, richtete er sich auf und sah sich das Ganze recht gründlich von oben an. Und dabei fiel ihm erst ein, daß er, der erwachsene Mann, gerade wie ein kleiner Junge gespielt habe. Ganz rot wurde er darüber im Gesichte und sah sich ängstlich nach links und rechts um, ob ihn denn niemand gesehen habe. Doch da war keine Menschenseele weit und breit. Aber er schämte sich trotzdem noch immer, suchte vor sich selbst eine Erklärung und Entschuldigung für sein Handeln und da fiel ihm ein, daß er das alles gewiß nur aufgestellt hätte, um es dann groß zu zaubern und die Menschen und Tiere und alles lebendig zu machen.

Gedacht, getan. Im nächsten Augenblick begannen die kleinen Häuschen alle in die Höhe zu wachsen; und die Holzfigürchen dazwischen begannen sich zu regen und zu strecken und von ihren grünen Brettchen herunterzusteigen, als ob sie niemals angeleimt gewesen wären, und mit einem Male stand auf der einsamen Bergwiese ein stattliches Dorf voll geschäftigen Lebens. Da wurde in der Scheune fest Getreide gedroschen, dort trugen die Müllerburschen Säcke in die Mühle, hier stand die Bäuerin arbeitend am Butterfaß.

Anastasius aber ging behaglich durch die Gassen und freute sich seines Werkes. Da, dieses Haus hätte er ein wenig weiter nach rückwarts stellen sollen, die Straße war hier zu schmal, nun das machte schließlich nicht so viel aus! Und dort der Gartenzaun stand quer in den Garten hinein! Nun das war auch kein Unglück, das sollte sich der Bauer nur fein selbst richten, die Hauptsache war doch, daß alles so schön lebendig war.

Nur etwas lauter hätten die guten Leutchen sein können! Man hörte zwar die Dreschflegel im gleichmäßigen Takte aufschlagen, die Peitschen knallen und die Wagenketten klirren, aber keine menschliche Stimme, kein tierischer Laut schallte dazwischen. Gerade so, als ob sie alle zusammen stumm wären! Sie sind wohl noch nicht

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Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/32&oldid=- (Version vom 21.5.2018)