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Stadt zugewendet war, und schrie mit krebsrotem Kopfe in die enge Torgasse:

„Mordio, Feindio! Das blaue Schwedenregiment, das vor 80 Jahren die Stadt gestürmt hat, rückt wieder heran! Die Vorposten stehen schon vor dem Tor. Und Leitern haben sie mitgebracht, um gleich die Mauern zu ersteigen!“

Das gab keine geringe Aufregung in der Stadt. Keiner von den Bürgern hatte zwar die blauen Schwedenkrieger mit eigenen Augen geschaut, denn seit jener bösen dreißigjährigen Kriegszeit waren schon viele Jahre verflossen und die Enkel der Bürger von damals stolzierten heute als reife Männer durch die Straßen. Aber der Schrecken war so groß gewesen, daß der bloße Name genügte, um groß und klein zittern zu machen. Freilich, die Torwacht bestand aus lauter mutigen Männern; die traten sofort an die Schießscharten und feuerten dem Feinde eine knatternde Salve entgegen, die einem ahnungslosen Zeisig und sogar einem Maulwurf, der gerade zufällig die Nase aus der Erde gesteckt hatte, das Leben kostete. Aber auch Meister Fridolin erkannte die Gefahr und lief zurück, was ihn die Beine trugen.

Und im Davonlaufen dachte er angestrengt darüber nach, welche Farbe er jetzt wählen sollte. Was blieb denn eigentlich noch übrig? Weiß, Braun, Rot, Gelb – ja Gelb, ein richtiges Goldgelb, ein schönes Eierkuchengelb!

Anastasius stand noch mit der langen Pfeife in der Hand in der Türe des Schneckenhäuschens, so wie er hinausgetreten war, um dem blauen Kaminfeger nachzublicken, als der schon wie der Wind dahergerannt kam. Und schon von weitem rief er ganz atemlos:

„Bitte schön, jetzt goldkucheneiergelb! Nein, eiergoldgelbkuchen, nein, kuchengelbgoldeier! nein, gelbeierkuchengold, nein, gold –“

Und damit rannte er schon durch die Tür und hätte den guten Anastasius wahrhaftig umgerannt, wenn der nicht rasch beiseite gesprungen wäre. Wie aber der Meister Fridolin an ihm vorbei ins Häuschen schoß, immer wieder glucksend und stotternd: „Goldkucheneiergelb,

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Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/61&oldid=- (Version vom 21.5.2018)