Wenn in Prachatitz Kirchweih ist, gibt es dort auch heute noch eine Menge Jahrmarktbuden. Aber in früheren Zeiten, da war das noch viel schöner. Von weit und breit kamen die Lebzelter und Kuchenbäcker, die Holzschnitzer aus dem Böhmerwald mit buntbemaltem Kinderspielzeug, die Tuchhändler aus Budweis, die Buchdrucker, die heilige und weltliche Liedlein und Büchlein feilhielten. Und auch die Seiltänzer, Gaukler und Spaßmacher fehlten nicht.
In die Menge der Gaffer und Käufer mischte sich stets auch Anastasius und ging mit vergnügtem Schmunzeln oft stundenlang die Budenreihen auf und ab. Und wenn er da jemandem anmerk[t]e, daß er viele Wünsche aber eine leere Tasche hatte, so zauberte er ihm rasch ein paar Batzen in den Beutel und freute sich dann stets wie ein König, wenn der auf einmal ein ungeahntes Klirren im Hosensack hörte, stehen blieb, mißtrauisch darnach griff und dann mit maßlosem Staunen den kleinen Schatz in seiner Hand beschaute, daß ihm die Augen fast aus dem Kopfe quollen.
Am liebsten waren ihm aber doch die Gaukler und Zauberkünstler, die da mit einigen geschickten Handgriffen eine Macht vorzutäuschen versuchten, die sie in Wirklichkeit nicht hatten. Ihm galten sie als arme Zunftgenossen, die schlecht und recht das Gleiche wie er selbst versuchten, nur daß ihnen das Glück nicht ebenso hold wie ihm selbst gewesen war. Und darum suchte er ihnen nachzuhelfen, wo immer es möglich war. So manches Taschenspielerstückchen, das die fahrenden Leute mit heimlicher Angst vor dem Mißlingen versuchten, gelang vortrefflich, ohne daß jene ahnten, von woher eigentlich die Hilfe kam.
Anastasius hatte dabei eigentlich einen heimlichen Wunsch: Er hätte gar zu gerne auf diese Art einen Menschen entdeckt, der seinem eigenen Wesen verwandt war, und dem hätte er gerne auf
Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/69&oldid=- (Version vom 21.5.2018)