Seite:Keplers Traum 049.jpg

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Alles was der Boden hervorbringt – auf den Höhen der Berge naturgemäss sehr wenig – entsteht und vergeht an einem und demselben Tage, indem täglich Frisches nachwächst.

Die schlangenartige Gestalt herrscht im Allgemeinen vor. Wunderbarer Weise legen sie [die Mondgeschöpfe] sich Mittags in die Sonne, gleichsam zu ihrem Vergnügen, aber nur ganz in der Nähe ihrer Höhlen, damit sie sich schnell und sicher zurückziehen können161.

Einige sterben während der Tageshitze ab, aber während der Nacht leben sie wieder auf, umgekehrt wie bei uns die Fliegen162.

Weit und breit zerstreut liegen Massen von der Gestalt der Tannenzapfen umher, deren Schuppen tagsüber angesengt werden, des Abends aber sich gleichsam auseinanderthun und Lebewesen hervorbringen163.

Das Hauptschutzmittel gegen die Hitze sind auf der uns zugekehrten Hälfte die fortwährenden Wolken und Regengüsse164, welche sich bisweilen über die ganze Hemisphäre erstrecken165.

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Als ich soweit in meinem Traum gekommen war, erhob sich ein Wind mit prasselndem Regen, störte meinen Schlaf und entzog mir den Schluss des aus Frankfurt gebrachten Buches.

So verliess ich den erzählenden Dämon und die Zuschauer, den Sohn Duracoto und dessen Mutter Fiolxhilde, die ihre Köpfe verhüllt hatten, kehrte zu mir selbst zurück und fand mich in Wirklichkeit, das Haupt auf dem Kissen, meinen Leib in Decken gehüllt, wieder.


Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 021. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_049.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)