Art des großen Kurfürsten und in Begleitung ihrer Tochter Ida und deren Gemahls Egon Sterneck, kam eigens von Steindorf herüber, um zu sehen, was für Gesichter die Kaltiner zu Mareilens Ehegeschichte machen würden.
Tatsache war, daß Mareile ganz plötzlich ihre Ehe gelöst hatte und zu der Fürstin Elise gezogen war. Hans Berkow war im Unrecht, das stand fest. Was er getan hatte, wußte man nicht, aber für die Gesellschaft war er ein toter Mann. Um Mareile zu heben, mußte Hans Berkow sehr tief hinabgedrückt werden. Die five o’clocks der Fürstin Elise waren sehr besucht. Eine jede wollte Mareile schön und unumwunden über ihre Ehe sprechen hören. All diese Frauen, die ihre Ehen vor der Öffentlichkeit mit weißen Schleiern zu verhängen liebten, sie konnten sich an Mareilens Evangelium von der Pflicht der Empörung gegen den Mann, der die Frau nicht zur Liebe zu zwingen versteht, nicht satt hören. „Man muß diese entzückende Frau selbst sprechen hören,“ berichtete Ida Sterneck. „Sie sagt – wie sagt sie doch? Sie sagte: Wenn der Mann die Frau nur so als die Schönheitslinie zu seinem Gebrauche ansieht – dann – dann entwürdigt sich die Frau.“
„Das sind so Redensarten unserer guten Fürstin,“ meinte die Baronin.
„Nein aber,“ drängte die Gräfin Blankenhagen, „es müssen doch Geschichten passiert sein. Wenn eine Ehe auseinandergeht, müssen doch Geschichten da sein, nicht wahr?“
Da begann Günther zu sprechen, spöttisch und erregt: „Geschichten, meine gnädige Frau Gräfin, werden Sie noch
Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/71&oldid=- (Version vom 1.8.2018)