befangen. Er begann im Zimmer auf und ab zu gehen und angeregt zu sprechen:
„So wie hier, das lieb ich; ruhige, königlich preußische Schönheit. Die ewigen Großartigkeiten fallen mir auf die Nerven. Na – ja du – du bist anders. Sorrent – Luzern – das ist dir wie dein Deputat.“
„Ja, Kaltin ist gut,“ meinte Beate.
„Hier läßt man sich also nieder,“ setzte Günther seine Betrachtung fort. „Das ist das Definitive – Ruhe – Abschluß.“
Beate zog die Augenbrauen empor.
„Womit schließt du denn ab? Jetzt fängt’s doch gerade an – unser Leben.“
„Für euch Frauen,“ dozierte Günther mit klingender Stimme, „für euch ist die Ehe ein Anfang – der Anfang. Für uns Männer ist die Ehe auch ein Ende. Das Frühere ist zu Ende – aus; verstehst du? – Frauen unserer Gesellschaft haben kein Früher. Sie haben Gouvernanten, aber keine Vergangenheit gehabt.“
„Dieses ‚Früher‘ klingt ziemlich unsympathisch,“ warf Beate ein wenig gereizt ein.
Günther lachte: „Ja, das könnt ihr nun mal nicht ändern. Ihr Ehefrauen seid immer ’ne Art Hafen. Du, Beating, bist ein hübscher, glatter, tiefer Hafen, gut ausgebaggert, man sieht bis auf den Grund.“
Beate schaute in der stillverschlossenen Art vor sich hin, die sie anzunehmen pflegte, wenn sie etwas gleichsam nicht zu sich hereinlassen wollte, es ihr zuwider war. Günther sprach schon von anderem: „Müssen wir nicht zu unseren alten Damen hinüber?“
Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)