Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 009.jpg

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kleinen Vogel hab’ ich theuer gekauft, dafür hab’ ich dich einem wilden Löwen versprechen müssen, wenn er dich hat, wird er dich zerreissen und fressen“ und erzählte ihr da alles, wie es zugegangen war und bat sie, nicht hinzugehen, es möcht’ auch kommen was wollte. Sie aber tröstete ihn und sprach: „liebster Vater, weil ihr’s versprochen habt, muß es auch gehalten werden und will ich hingehen und den Löwen schon besänftigen, daß ich wieder gesund zu euch heim kommen kann.“ Am andern Morgen ließ sie sich den Weg zeigen, nahm Abschied und ging getrost in den Wald hinein. Der Löwe aber war ein verzauberter Prinz und bei Tag ein Löwe und mit ihm wurden alle seine Leute zu Löwen, in der Nacht aber hatten sie ihre natürliche Gestalt wieder. Als sie nun ankam, that er gar freundlich und ward Hochzeit gehalten und in der Nacht war er ein schöner Prinz, und da wachten sie in der Nacht und schliefen am Tag und lebten eine lange Zeit vergnügt miteinander. Einmal kam der Prinz und sagte: „morgen ist ein Fest in deines Vaters Haus, weil deine älteste Schwester sich verheirathet und wenn du Lust hast hinzugehen, sollen dich meine Löwen hinführen.“ Da sagte sie ja, sie möchte gern ihren Vater wiedersehen, und fuhr hin und wurde von den Löwen begleitet; da war große Freude, als sie ankam, denn sie hatten alle geglaubt, sie wäre schon lange todt, und

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_009.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)