Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 192.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


machte der Arzt sich fort. Da fing ihr die Nase an zu wachsen und wuchs so stark, daß sie vom Sessel nicht aufstehen konnte, sondern umfiel. Da wuchs die Nase sechszig Ellen um den Tisch herum, sechszig um ihren Schrank und dann durch’s Fenster hundert Ellen um’s Schloß, und noch zwanzig Meilen zur Stadt hinaus. Da lag sie, konnte sich nicht regen und bewegen und wußte ihr kein Doctor zu helfen. Der alte König ließ ausschreiben, wenn sich irgend ein Fremder fände, der seiner Tochter womit helfen könnte, sollt’ er viel Geld haben. Da hatte nun der alte Soldat drauf gewartet, meldete sich als ein Doctor: „so es Gottes Wille wäre, wollt’ er ihr schon helfen.“ Darauf gab er ihr Pulver von den Aepfeln, da fing die Nase an von neuem zu wachsen und ward noch größer; am Abend gab er ihr Pulver von den Birnen, da ward sie ein wenig kleiner, doch nicht viel. Am andern Tag gab er ihr wieder Aepfelpulver, um sie recht zu ängstigen und zu strafen, da wuchs sie wieder, viel mehr als sie gestern abgenommen hatte. Endlich sagte er: „gnädigste Prinzessin, Sie müssen einmal etwas entwendet haben, wenn Sie das nicht herausgeben, hilft kein Rath.“ Da sagte sie: „ich weiß von nichts.“ Sprach er: „es ist so, sonst müßt mein Pulver helfen und wenn Sie es nicht herausgeben, müssen Sie sterben an der langen Nase.“ Da sagte der alte König: „gib den Beutel, den

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_192.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)